„Alles ist jetzt“ Bosse live erleben

Was macht man, wenn man im niedersächsischen Hemkenrode aufgewachsen ist? Nun, vielleicht in Braunschweig aufs Gymnasium gehen, schon in der frühen Pubertät anfangen, sich Musiker zu nennen, das Abi schmeißen, den Vornamen weglassen und die eigene Band gleich genau so rufen.

Sänger Axel Bosse - „Ich habe mir komplett abgewöhnt, darüber nachzudenken, ob meine Lieder im Radio laufen.“

Foto: Tim Bruening

Willkommen in Bosses Welt.

1997 hatte der 17 Jahre zuvor geborene Axel Bosse mit seiner damaligen Band "Hyperchild" einen ersten Plattenvertrag unterschrieben. Die musikalische Verbindung zerbrach wie so oft an kreativen Differenzen. Bosse war solo, nannte sich ab 2003 so, wie ihn, den Songwriter und deutschen Indie-Pop-Vertreter, heute eine bemerkenswert große Fangemeinde kennt. 2005 bringt er sein erstes Album heraus. Auf "Kamikazeherz" folgt nur ein Jahr später "Guten Morgen Spinner". Eher noch unter dem Radar fliegende Frühwerke, bei denen die Kritik aber durchaus die textliche Tiefenschärfe, das "Nah dran-sein" am Leben goutiert.

Deutsche Chart-Platzierungen stellen sich mit "Taxi" (2009, Platz 96), "Wartesaal" (2011, Platz 16) und dann vor allem mit "Kraniche" (2013, Platz 4, Gold-Auszeichnung) ein. Schließlich führt ihn "Engtanz" mit der überaus erfolgreichen Single-Auskopplung "Steine" 2016 auf Platz eins der deutschen Album-Charts, aber auch in die Ranglisten in Österreich und der Schweiz. Doch gerade die "Spitzenplatte" löst eher ein geteiltes Echo aus: Was vorher noch frisch und bewegend gewesen sei, nerve nun teilweise, heißt es unter anderem.

Doch zu diesem Zeitpunkt hat sich Bosse bereits allem Anschein nach gegen Anwürfe von außen immunisiert: "Ich habe mir komplett abgewöhnt darüber nachzudenken, ob das Album gefällt, ob die Lieder im Radio laufen oder für die Charts kompatibel sind", diktiert er FAZ.net 2016 auf deren Homepage. Auch, dass er Gründe brauche, um Lieder zu schreiben."

Die scheint es aktuell wieder reichlich zu geben. Am gestrigen 12. Oktober ist die aktuelle Arbeit "Alles ist jetzt" in den Musikläden im Regal gelandet. Stillstand ist offenbar nicht sein Ding. Er will auch wieder raus. Mit seinem mittlerweile siebten Studioalbum geht er ab November auf eine gleichnamigen Club- (siehe unsere Freikarten-Verlosung) und im März 2019 auf eine Hallentour.

Sein Label setzt die Messlatte hoch an: "Bosse strotzt vor frischen musikalischen Ideen und unnachahmlichem Wortwitz in seinem Blick auf die Dinge. Er wirbelt auf. Künstlerisch, thematisch, emotional. Mit Hüftschwung und Haltung. Mit Leichtigkeit und Bodenhaftung", heißt es im Begleittext zur CD-Veröffentlichung.

Zusätzlich gibt es für alle Freunde der schwarzen Rille "Alles ist jetzt" auch als Vinyl. Eingefleischten Fans dürften sich besonders über eine limitierte Holz-/Plexiglas-Box freuen. Diese enthält neben der Deluxe-Edition des Albums auch Aufnahmen des Konzertes auf der Hamburger Trabrennbahn vom August 2017 auf Live-CD und Live-DVD.

Überhaupt - live ist sein Ding: So liefert Axel Bosse 2016 bei der mittlerweile abgesetzten Musikpreis-Verleihung "Echo" (man erinnere sich an über "definierte Körper" und "Ausschwitz-Insassen" schwadronierende Textzeilen zweier verhaltensauffälliger Rapper) eine ganz eigene Duftmarke. Am Ende seines Songs "Steine" hob der Mann aus Hemkenrode seine Mittelfinger und stellte klar: "Und die hier gehen raus an jedes Nazischwein." Etwas weniger Tiefe, aber scharf!

! 5.11., 20 Uhr, FZW Dortmund, Ritterstraße 20, 44137 Dortmund

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