Flughafen Den Sinkflug einleiten

Corona setzt Luftfahrtbranche zu - Kritiker meinen: Zeit für einen Wandel.

Flugverkehr in den Sonnenuntergang. Corona stellt den Düsseldorfer Airport und die gesamte Branche vor große Herausforderungen.

Foto: Pixabay/The Pixelman

Düsseldorfs Flughafen-Chef Thomas Schnalke ist  - um im Bild zu bleiben - vom stetigen Steig- in den plötzlich Sturzflug gewechselt. Nach Jahren der vermeldeten Passagier-Rekordzahlen hat die Corona-Pandemie seiner Branche derart zugesetzt, dass sie auch am DUS in Lohausen nur noch negative Wirtschaftsdaten liefern kann.

In Lohausen verzeichnete man im Vergleich zu 2019 lediglich ein Drittel so viel Flugverkehr und gar nur 20 Prozent an Passagieren. 2021 rechne man zumindest mit einer Verkehrs-Steigerung auf 50 Prozent. Einen normalen Betrieb erwartet man erst wieder in fünf Jahren. Gegenüber der Rheinischen Post  unterstrich Schnalke diese Rechnung, 50 Prozent im Jahr 2021 und dann jedes Jahr zehn Prozentpunkte drauf.

Zukunftsmusik, derzeit muss der Airport 30 Mio. Euro Verlust monatlich hinnehmen. Das Land NRW (250 Mio.) und die Stadt Düsseldorf als Gesellschafter (50 Mio.) sind schon unterstützend tätig geworden. Öffentliche Gelder, die Handlungsdruck nach sich ziehen. Nach eigenen Angaben will der Flughafen jährlich 50 Millionen Euro einsparen. Die Hälfte beim Personal. Rund 200 Beschäftigte hätten sich bis jetzt für ein Freiwilligenprogramm beim Jobabbau gemeldet. Aber auch betriebsbedingte Kündigungen seien als letztes Mittel nicht auszuschließen.

Zumal für Luftverkehrs-Kritiker wie etwa Carl Ahlegrimm, Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, die Zeit für einen Wandel gekommen ist, der Moment, den strukturellen Sinkflug der Branche einzuleiten: „Als Vertretung von mehr als 100 Kommunen und Initiativen gegen Fluglärm in Deutschland fordern wir die Bundesregierung dazu auf, der Luftverkehrsbranche keine weiteren Bundeshilfen zu gewähren, insbesondere keine Zuschüsse.“ Die Aufrechterhaltung der bestehenden und überhöhten Kapazitäten sei ökonomisch und regionalpolitisch sinnlos und klimapolitisch verfehlt. Ahlegrimm moniert eine überdimensionierte Infrastruktur, defizitäre von öffentlichen Subventionen am Leben gehaltene Regional-Airports innerhalb einer Fahrstrecke von 75 km und ein in erheblichen Teilen auf Dumpingpreisen basierendes Geschäftsmodell der Luftverkehrswirtschaft. Ergebnis sei eine Überkapazität, die etwa durch den Ausbau von Bahnverbindungen bereinigt werden müssten. „10 Prozent der Flugverbindungen aus der Zeit vor Corona könnten wegfallen.“

Gleichwohl erklärte Thomas Schnalke gegenüber der Rheinischen Post, dass das Unternehmen trotz aktueller Schreckenszahlen am Antrag festhielte, die Start- und Lande-Kapazitäten ausbauen zu wollen. Dabei gehe es um langfristige Perspektiven. Dafür scheint allerdings eine neue Planung fällig, denn die NRW-Landesregierung will laut RP prüfen, ob bis 2030 wirklich höhere Kapazitäten nötig sind.

Ihre Meinung! Zeit fürs Umdenken beim Flugverkehr oder muss der Flughafen als Job- und Wirtschaftsmotor noch zulegen? Einschätzungen an redaktion@duesseldorfer-anzeiger.de

(sp)