Düsseldorfer Farbenspiele - Die Rathauskolumne
(Glüh-)Wein, Weib und ein Ring · Hoppeditz ist erwacht. Das erklärt vermutlich auch, warum der Oberbürgermeister in der Sitzung des Stadtrates am Donnerstag davon spricht "in die Bütt" zu gehen, als er das Wort ergreift. Am Ende kam sogar Alkohol dazu.
Aber davon später...
Ratsherr Stefan Wiedon von der CDU erhielt gleich zu Beginn der Sitzung den Ehrenring des Rates der Landeshauptstadt Düsseldorf. Den gibt's "zur Würdigung von Verdiensten, die sich Personen um das Wohl und das Ansehen der Stadt Düsseldorf erworben haben".
Jetzt ist es mit der Würde im Rat nicht immer so weit her. Wiedon muss man aber lassen: Er ist ein authentischer Typ, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht. Und er freute sich wie ein Schneekönig über die Auszeichnung. Den Ring trug er für den Rest der Veranstaltung.
Die Behauptung, er habe immer wieder "mein Schatz" geflüstert, konnte allerdings nicht bestätigt werden...
Dann folgte in großen Teilen erst einmal große Langeweile. 14 sogenannte "Restanten" kamen dran. Alles, was von anderen Veranstaltungen übrig geblieben war. Restposten. Und der Begriff "Restant" ist auch noch so verdammt unsexy.
Doch dann ging es von 0 auf 100 oder von unsexy zu Martin Volkenrath und Ring-Träger Stefan Wiedon. Der Rat gibt grüne Welle für den Bau des Kombibads am Flinger Broich. Auftakt für eine heitere Runde selbstverliebter Lobhudelei.
SPD-Mann Burkhard Albes dankt der Ampel (SPD, FDP, Grüne) fürs Schwimmbad.
Und fordert damit Wiedon heraus. "Wir sind dabei und nicht gegen Bäder!" Beherzt begründet er: "Schwimmen ist nicht nur eine Sportart. Zweidrittel der Erde sind mit Wasser bedeckt. Menschen leben auf Inseln und an Seen..." Ja, das wusste schon Frodo: So ein Ring macht etwas mit Menschen...
Martin Volkenrath von der SPD will in den Landtag. Fürs Bad in Flingern hat er sich stark gemacht. Im Wahlkampf für Thomas Geisel. Da will am Ende keiner baden gehen. Dafür nahm der "alte Schwimmer und alte Wasserballer" auch eine Quietsche-Ente mit zum Redner-Pult. Loriot lebt.
Mit breiter Brust und noch breiterem Grinsen verließ Bäder-Chef Roland Kettler nach der Abstimmung den Saal. Keine Zeit. Er muss jetzt Schwimmbäder bauen...
Weg musste zwischenzeitlich auch OB Geisel. Weihnachtsmarkt-Eröffnung. Der alte Traditionalist. Das Timing war aber nicht so schlecht für ihn. Denn seine Abwesenheit fiel in den Schlagabtausch zum Schauspielhaus.
Der grüne Bürgermeister Günter Karen-Jungen übernahm den Vorsitz. Denn nun ergriff Bürgermeister Conzen das Wort. Und mauserte sich zum wahren Wutbürger.
Dumm nur, dass der Adressat gerade auf dem Marktplatz die Engelchen singen hörte. Ein Bild vom OB hätte vielleicht schon geholfen. Aber das wäre ja dann eher so Nordkorea. Der Kunst- und Kulturszene habe der OB nicht die Ehre erwiesen, die sie verdient habe.
Auch Norbert Czerwinski von den Grünen sagt: "Wir haben uns über den Videoblog des Oberbürgermeisters geärgert." Dass laut darüber nachgedacht wurde, das Schauspielhaus in Frage zu stellen, das "hat das Haus nicht verdient".
CDU-Mann Rüdiger Gutt sieht für den OB die letzte Chance, "in der Öffentlichkeit Scherben aufzukehren".
SPD-Mann Philipp Tacer bemüht sich, in seiner ruhigen und besonnen Art, die Kuh vom Eis zu holen.
Und: Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her. Damit es lustiger wird beim Debattieren, schmeißt Geisel eine Runde Glühwein. Der wird mitten in die Schauspielhaus-Diskussion hinein serviert. Das Leben ist ja auch so schon ernst genug.
Der Alkohol wirkt und bringt SPD-Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke auf "Betriebstemperatur". Sie hebt also an zu einer Ode auf den Oberbürgermeister und die Liebe zum Schauspielhaus.
"Hören Sie mal auf mit der Schleimerei. Ist ja eklig!" Der Dank an dieser Stelle gilt FDP-Frontfrau Marie-Agnes Strack-Zimmermann für die wohlgesetzten Worte.
Annelies Böcker, Queen Mum der CDU, hat sich inzwischen warm gelaufen und möchte das Wort ergreifen. Marathon-Mann-Geisel ist schneller. "Ich darf immer reden", ruft er der alten Dame entgegen. Die muss wieder zurück. Karen-Jungen grummelt: "Da bin ich nicht sicher."
Ficht den OB nicht an. Der lobt sich für die "List der Vernunft", spricht von der Verwahrlosung des Gebäudes, wurde falsch verstanden und sagt: "Es gibt eine breite Solidarität für das Schauspielhaus und darüber bin ich sehr glücklich."
Für die ihr erwiesene Unhöflichkeit weist Annelies Böcker den OB ordentlich zu Recht und gibt ihm mit auf den Weg: "Ein Oberbürgermeister muss seine Stadt achten, schützen, klug gestalten, verwalten und lieben!"
Das letzte Wort hat FDP-Politiker Manfred Neuenhaus. Sofern man das von ihm sagen kann: Ihm platzte der Kragen. Der OB mache es nur noch schlimmer, wenn er von "Verwahrlosung" spreche. Man müsse auch als Stadtoberhaupt an einer bestimmten Stelle anhalten. "Einfach zu sagen 'das war ich alles nicht', glaubt Ihnen keiner!" Eine Entschuldigung und eine Erklärung, die fehlten. "Das ist nicht gut für die Stadt und nicht gut für das Schauspielhaus."
Am Ende stimmten die Fraktionen einstimmig für die Verwaltungsvorlage. Es wird saniert. Und der Kö-Bogen 2 kann gebaut werden. Denn auch der ging am Ende erfolgreich durch den Rat.