Düsseldorfer Urban Sketcher Norbert Krümmel „Zeichnen passiert spontan“
Norbert Krümmel hat seine Arbeitsutensilien immer am Mann. Fineliner, Skizzenblock, Aquarellkasten und Wasser, mehr braucht er nicht. Der 56-Jährige ist Urban Sketcher.
Der Düsseldorfer Norbert Krümmel ist Urban Sketcher. Bedeutet: Er zeichnet im öffentlichen Raum. Das kann am Flughafen sein, in der Kneipe oder im Wald. "jetzt! Düsseldorfer Anzeiger am Wochenende" zeigt ab sofort alle paar Wochen eine neue Zeichnung des Architekten und gebürtigen Düsseldorfers. Los geht es mit dem Rheinturm.
Wie kamen Sie zum Urban Sketching?
Ich habe Architektur an der FH Düsseldorf studiert und war später noch ein paar Semester an der Kunstakademie. Das Zeichnen habe ich also während des Studiums gelernt. Seitdem habe ich eigentlich immer gezeichnet, sei es nun im Urlaub, im öffentlichen Düsseldorfer Raum oder im Wartezimmer beim Arzt. Vor ungefähr einem Jahr bin ich dann durch eine Ausstellung im Goethe-Museum auf die Urban-Sketching-Bewegung aufmerksam geworden, von der hatte ich bis dahin noch nie was gehört.
Wie oft sind Sie zeichnend in der Stadt unterwegs?
Wenn ich unterwegs bin, habe ich fast immer meine Utensilien dabei. Das Zeichnen passiert dann meist spontan. Wenn ich irgendwo warten muss zum Beispiel. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch und kann solche Phasen mit dem Zeichnen gut überbrücken.
Dann ist das Zeichnen also auch eine Art Therapie für Sie?
Manchmal, ja (lacht). Ich leide zum Beispiel unter Flugangst. Neulich, als ich am Flughafen gewartet habe, habe ich mich durch das Zeichnen ein bisschen beruhigt. Dabei ist das hier entstanden (blättert ein Skizzenbuch auf und zeigt die Zeichnung eines Flugzeugs). Da hat meine Hand allerdings ein bisschen gezittert. Das sieht man hier (zeigt auf die Flugzeugnase).
Urban Sketching zieht ja mittlerweile ziemlich weite Kreise. Sind Sie mit anderen Zeichnern im Austausch?
Ja, über Facebook bin ich im Austausch mit Leuten aus der ganzen Welt. Zudem treffe ich mich monatlich mit der Gruppe von Zeichnern aus dem Raum Köln-Düsseldorf. Immer an einem anderen Ort in der Stadt. Zum Zeichnen.
Und an welchen Orten zeichnen Sie so?
Das ist ganz unterschiedlich. Das kann die Kastanienallee in Grafenberg sein. Ich mag nämlich sehr gerne Bäume. Und der Rhein ist natürlich ein Ort, den ich immer wieder aufsuche. Ich zeichne aber auch weniger klassische Orte, die mir persönlich einfach wichtig sind: die Sennhütte, die Kiefernstraße oder das zakk.
Für den Start unserer Serie "Im Bilde" haben Sie ja ein ziemlich klassisches Motiv gewählt. Den Rheinturm. Was hat Sie als Zeichner daran gereizt?
Der Rheinturm ist als Motiv eigentlich ziemlich überstrapaziert. Trotzdem ist er natürlich eine Landmarke, die man von den unterschiedlichsten Standorten aus sehen kann. In diesem Fall hat mich auch die Perspektive gereizt. Ich habe den Turm ja von den Oberkasseler Rheinwiesen aus gezeichnet. Inklusive der alten Platanen am Kaiser-Wilhelm-Ring und der geometrischen Strenge der Rheinkniebrücke. Als Ensemble fand ich das gut.
Wie lange brauchen Sie für die Zeichnungen?
Das geht in der Regel sehr schnell. 15 bis maximal 30 Minuten pro Motiv. Da habe ich dann aber auch schon aquarelliert.
Was für Utensilien benötigen Sie fürs Zeichnen?
Ein Skizzenbuch, das kann auch ein ganz kleines sein, dass in jede Jackett-Tasche passt. Dazu einen schwarzen Fineliner, einen kleinen Aquarellkasten. Und Wasser natürlich.
Wie reagieren Passanten auf Sie?
Sagen wir mal so: Man sollte keine Berührungsängste haben, wenn man im öffentlichen Raum zeichnet. Ich werde jedenfalls ziemlich häufig angesprochen. Manchmal fragen die Leute, ob sie eine Zeichnung haben können. Dann verschenke ich auch schon mal eine. Was soll ich auch mit all den Zeichnungen? In Italien habe ich mal eine gegen ein Mittagessen eingetauscht. Mit dem Beschenkten bin ich heute übrigens gut befreundet.