Ganz oder gar nicht
Erich Kuczera geht in den politischen Ruhestand. Der 74-Jährige feierte am Dienstag nach 20 Jahren seinen Abschied aus der Bezirksvertretung 8.
"Es war eine spannende, schöne Zeit. Es ist ein bisschen Wehmut da. Ich bin aber dankbar, dass ich sie ohne größere Schwierigkeiten hinter mich gebracht habe", sagt Kuczera. Bei den Kommunalwahlen am 25. Mai kandidiert der 74-Jährige nicht mehr für die SPD in der BV 8.
"Ich wollte etwas tun, was nicht weit von zu Hause weg ist", wusste der gebürtige Marler schon zu Beginn seiner politischen Karriere. "Ich wollte jungen Menschen Politik hautnah vermitteln." Aus diesem Grund führte er in seiner Zeit als Bezirksvorsteher von 2004 bis 2009 eine regelmäßige Kindersprechstunde im Rathaus Eller ein, damit die Schüler das alte Gebäude mit Politik verbinden. Und er lud zu den traditionellen Neujahrsempfängen stets in einen anderen Stadtteil des Bezirks nach Eller, Lierenfeld, Vennhausen oder Unterbach ein. "Das waren meine prägendsten Jahre, da konnte ich am meisten Einfluss nehmen."
Ganz besonders stolz ist Kuczera auf "sein" Schloss Eller, dessen Sanierung er mit auf den Weg brachte. In seinem letzten Jahr als Vorsteher wurde es fertig saniert. Noch heute besucht er dort regelmäßig Konzerte. Hochzufrieden ist er auch auf eine Gedenktafel für die Opfer des Nationalsozialismus am Rathaus Eller oder das familienfreundliche Wohngebiet Veenpark, für das er kämpfte. Wenn er über sein politisches Werk spricht, benutzt er Worte wie "Mitwirken" oder "Mitarbeit." "Das habe ich ja nie ganz alleine gemacht."
Schon während seines Berufslebens als Polizeibeamter war sein Motto "Ganz oder gar nicht." Neben seiner Tätigkeit als Wachleiter in Gerresheim hat er sich immer gern für seine Mitmenschen engagiert: In der Polizeigewerkschaft, als Schöffe vor Gericht, im Kleingartenverein, im Heimatverein oder im Deutschen Familienverband. Stillsitzen war nichts für ihn. Das belegen neun absolvierte Marathons und etliche Halbmarathons.
Zudem zog er mit seiner Frau Ilse zwei Töchter und einen Stiefsohn groß. Der Sohn schlug ihn 1998 fürs Bundesverdienstkreuz vor.
Um seinen Lebensabend mit seiner Frau zu verbringen, zieht sich der noch amtierende stellvertretende Bezirksvorsteher jetzt aus der Politik zurück. Dieser Plan fand aber am 10. April ein tragisches Ende.
Da verstarb seine Ilse, mit der er im Sommer die Goldhochzeit gefeiert hätte und eine weitaus größere Lücke in seinem Leben hinterlässt als sein politischer Posten.