Im Gerresheimer Kulturbahnhof Das Vermächtnis der Glashütte

Im Gerresheimer Kulturbahnhof kann man heute Nachmittag wieder den Glasschatz entdecken, den der Förderkreis Industriepfad vor fünf Jahren geborgen hat.

Klaudia Zepuntke (r.) lässt sich von Gaby Schulenberg Exponate des Flaschenschatzes erklären.

Foto: schrö

Das wusste auch Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke noch nicht: Gaby Schulenberg erklärte in der Glasschatz-Ausstellung im Kulturbahnhof an der Heyestraße 194 die früheren Versuche der Gerresheimer Glashütte, Flaschen so dünn zu produzieren, dass sie mit Plastik überzogen werden mussten, damit sie nicht sofort brachen. Die Idee wurde nicht weiter verfolgt, die Zeit war noch nicht reif für Trinkflaschen aus Glas mit einer Silikonhülle, wie sie heute populär werden.

7000 Flaschen aus dem Repertoire der ehemals größten Glashütte der Welt wurden vor Jahren in einem Kellerraum ein paar Meter vom Ausstellungsraum entfernt entdeckt; 350 Exemplare kann man sich jetzt angucken. Der Förderkreis Industriepfad sieht in dem Projekt eine Kultur- und Technik-Geschichte des Gebrauchsglases aufscheinen und wird sich in den kommenden Jahren an die Enthüllung wagen.

Bei der Eröffnung der Ausstellung am Anfang der Woche hatte sich der Vorsitzende des Industriekreises, Franz Nawrath, über den unerwartet großen Zustrom an Besuchern gefreut - und dass sich Klaudia Zepuntke darunter fand, „weil montags tagen ja immer die Fraktionen.“ Tatsächlich wird er keine begeisterndere Fürsprecherin für seine Projekte, aber auch für den Stadtteil Gerresheim insgesamt finden als die SPD-Bürgermeisterin.

Dabei stieg sie so in ihre Rede ein: „Mir ist das Ende der Glashütte noch sehr präsent und es erfasst mich ein Anklang von Melancholie.“ 8000 Menschen hätten hier in Spitzenzeiten gearbeitet, und Integration sei hier so gut gelungen. Klaudia Zepuntke schwärmte vom italienischen Viertel, und schaute dann Ulrich Tappe an, der das Glasmacherviertel als Wohnort entwickeln und das Gelände in eine gute Zukunft führen will. „Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht.“

Schließlich lobte sie Gaby und Peter Schulenberg, die so minutiös seit Jahren an der Katalogisierung der riesigen Flaschenmenge sitzen. Loben, das tat der nächste Redner auch, Dedo von Kerssenbrock-Krosigk, der Leiter des Glasmuseums im Kunstpalast, schaute die Schulenbergs an und sagte: „Das sind die großen Helden.“ Gaby Schulenberg erinnerte sich dann an den 12.12.2014. „Da bekamen wir Informationen von Otfried Reichmann, dem wandelnden Lexikon der Glashütte.“ 133 Transportkisten waren nach acht Stunden harter Arbeit gepackt, mit Flaschen-Typen aus vierzig Jahren Produktion, zwischen 1950 und 1990. „Diese stummen Gegenstände zum Reden zu bringen, ist nun unsere Aufgabe.“

Dazu trugen und tragen auch viele ehemalige Beschäftigte der Glashütte bei, die sich in der letzten Zeit gemeldet haben und die den Macher-Stolz dieser Jahre konservieren und eine Anekdote nach der anderen abliefern können. Eben auch über die Glasflasche, die einen Plastik-Überzug erhielt.

Die Ausstellung läuft bis zum 28. April, mittwochs und freitags von 16 bis 20 Uhr, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr, Heyestraße 194.