"Ich sehe mich nie als eine Legende oder eine Ikone"

Er ist das Gesicht einer Heavy Metal-Bandlegende: Lemmy Kilmister, Frontmann der Gruppe Motörhead, ist am 17. November erneut in Düsseldorf zu Gast. Im Interview mit dem Düsseldorfer Anzeiger spricht er über Drinks für Diabetiker, ungünstige Geburtstage und Rebellion.

Motörhead-Sänger Kilmister - „Man kann immer ein Rebell für einen guten Zweck sein.“

Foto: Robert John

Lemmy, Sie kommen jedes zweite Jahr nach Düsseldorf, haben hier sogar einen ihrer Tourfilme gedreht. Woher diese Tradition?
Um ehrlich zu sein, unser Agent kümmert sich um alle Buchungen für die Tour. In Düsseldorf wird es, so wie es aussieht, ein ausverkauftes Haus geben. Darum: Danke Düsseldorf!!!

Was mögen Sie an der Stadt?
Düsseldorf ist doch für sein Bier bekannt? Oder nicht?

Ihr Bandkollege Mickey Dee geht nach dem Konzert gerne mal in den "Pitcher" in Oberbilk. Begleiten Sie ihn dieses Mal?
Wissen Sie was, das überlasse ich lieber ihm. Wenn ich nicht in ein Casino gehen sollte, bleibe ich zu Hause und lese. Sehen Sie, wo der hochgelobte "Rock Lifestyle" hinführt...?

Sie sind mit der Düsseldorfer Hardrock- und Metal-Sängerin Doro Pesch befreundet. Was schätzen Sie an ihr?
Sie ist eine wunderbare, warmherzige und süße Person. Sie ist ehrlich. Ihr Leben widmete sie der Musik. Gut aussehen tut sie noch dazu. Was soll ich sonst noch über diese Dame des Rock-Business sagen?

Auch das Konzert am 17. November wird mit dem Satz: "We are Motörhead. And we play Rock'n'Roll" beginnen. Warum ist Ihnen der so wichtig?
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob der Satz so eine Bedeutung für uns hat. Zumindest nicht die, die Sie nun erwarten. Im Laufe der Jahre haben wir mehrere Varianten als Begrüßung ausprobiert. Nun ist dieser Satz s ein Markenzeichen geworden. Aber er ist richtig: Wir spielen Rock'n'Roll .

Und den leben sie bereits seit 50. Sind Sie noch so wild wie früher?
Alter verlangt seinen Tribut, aber ich genieße es noch immer live auf der Bühne zu spielen. Allerdings könnte es sein, dass die Partys danach im Laufe der Jahre vielleicht ein bisschen langweiliger geworden sind. Ich kann mich aber auch nicht so richtig daran erinnern (lacht).

Viele Ihrer Freunde haben dieses Leben nicht überlebt. Was haben Sie richtig gemacht?
Ich bin vor allem am Leben geblieben. Vielleicht hatte ich aber auch einfach nur Glück? Ich wusste jedoch immer, wo meine Grenzen waren, hab mich von den ganz bösartigen Dingen ferngehalten.

Sie trinken keinen Whisky mehr, sondern nur noch Wodka. Warum ist das gesünder?
Mein Arzt sagte mir, dass klare Drinks besser für Diabetiker sind.

Zuletzt hatten viele Fans Angst, dass Sie wegen Ihrer Gesundheit gar nicht mehr auf Tour gehen. Wie geht es Ihnen heute?
Natürlich ist das Älterwerden nicht immer so toll. Aber so lange ich es gesundheitlich schaffe, werde ich für meine Fans spielen. Ich mache einfach weiter und tue das was ich am besten kann: Musik machen.

Für viele Menschen sind Sie schon heute eine Legende. Ist das eine Ehre für Sie?
Ich sehe mich nie als eine Legende oder eine Ikone. Das sollen lieber andere Leute beurteilen. Ob es eine Ehre, weiß ich nicht. Manchmal ist es schwer, den Erwartungen anderer Menschen gerecht zu werden. Ich habe mich noch nie geändert, werde ich auch nie tun. Sie bekommen bei mir immer, das was sie sehen. Ich möchte einfach nur ein guter Mensch sein. Aber wollen wir das nicht alle?

Warum sind Rockstars heute nicht mehr von Ihrem Schlag? Vielleicht, weil man gegen nichts mehr rebellieren kann?
Man kann noch gegen so vieles rebellieren. Es gibt so viel Ungerechtigkeit in der Welt, alle diese Kriege, Kindesmissbrauch, Korruption. Man kann immer ein Rebell für einen guten Zweck sein.

Euer neues Album "Bad Magic" belegte nach Veröffentlichung als erstes Album von Motörhead den ersten Platz in den deutschen Charts. Was ist das Besondere?
Daran ist nichts Besonderes von unserer Seite. Wir haben weder beim Songwriting noch bei der Aufnahmen etwas anders gemacht, denn wir wollten den typischen Motörhead-Sound nicht ändern. Das muss den Fans sehr gefallen haben, denn wir hatten unser erstes No 1 Album in Deutschland, Österreich und Finnland. Darauf bin ich sehr stolz.

Am 24. Dezember haben Sie Geburtstag. Ein gutes Omen?
Warum sollte das ein gutes Omen sein? Oder beziehen Sie sich gerade auf jemanden, der scheinbar am gleichen Tag geboren ist? Eigentlich ist es kein günstiger Tag für einen Geburtstag, denn in der Regel ist an diesem Tag jeder mit etwas anderem beschäftigt.

Über 50 Jahre sind Sie schon auf der Bühne beschäftigt. Haben Sie das Ihrem eisernen Willen zu verdanken oder ist das dann doch göttliche Fügung?
Weder noch. Ich bin einfach noch nicht gestorben.