Über Kunst „Jeff Koons“ in der Sammlung Philara

Bevor hinterher jemand enttäuscht ist, zunächst mal dieses: Jeff Koons, der Kitsch-Künstler, der mit dem Porno-Sternchen Cicciolina liiert war, hat mit diesem Abend nicht direkt etwas zu tun.

Von Künstlerpech und Künstlerglück: „Jeff Koons“ in der Sammlung Philara.

Foto: Thomas Rabsch

So einfach ist das nun mal nicht im Theater, auch wenn das Stück seinen Namen trägt. Geschrieben hat "Jeff Koons" Rainald Goetz. Seit seinem Debütroman "Irre" aus dem Jahr 1983 zählt der Berliner zu den prägenden und zugleich eigenwilligsten Autoren deutscher Sprache. 2015 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Einen "Ratlosigkeitstext" nannte Goetz sein mittlerweile 19 Jahre altes Stück. Allein das gefällt. Und die Theater-Installation, die André Kaczmarczyk und Felix Kracke für das Düsseldorfer Schauspielhaus daraus geschaffen haben, kann durchaus mithalten mit dem Label. Hörte man jedenfalls nach der Premiere. Die fand Anfang Dezember in der Sammlung Philara statt, einer großen privaten Kunstsammlung, die der Immobilienentwickler Gil Bronner im Sommer 2016 in Flingern eröffnete.

Rund 90 Besucher wohnten dem Spektakel bei und sie hatten es nicht ganz so bequem, wie man das ansonsten vom Theater kennt. "Jeff Koons" erlebt man nämlich nicht sitzend, sondern in Bewegung. Die Installation ist ein Parcours durch verschiedene Räume. Das Atelier des Künstlers, sein Schlafgemach, die Factory, eine Bar.

Koons, flirrender Superstar des Kunstbetriebs, dient Rainald Goetz als Hallraum, als Bezugssystem, mithilfe dessen sich ein Künstlerleben skizzieren lässt. "Es geht um Reden, Bilder, Melodien, es geht um Streit und Stimmigkeit. Es geht um Menschen, die was sagen, wollen, tun. Normal. Es geht um Schöpfung und Gebärden, um Dinge, Sachen und Ideen. Es geht um einen Augenblick, den es auch gibt, im Menschenleben kurz, zumindest manchmal gibt es das, es geht, so blöd das klingt, um Harmonie", schreibt der Autor in der ihm ureigenen Rhythmik. Sätze wie Beats, Texte wie Techno — das kennt man vom Berliner.

"Jeff Koons" widmet sich dem Leben des Künstlers. Im Atelier, im Wahn der Nächte in Clubs und ständig wechselnden Betten. In einer Sprache, die rhythmisch musikalisiert das Kaputte beschreibt, das Zärtliche und das Bizarre, das Komische und das Sehnsuchtsvolle im Künstlerleben. Die künstlerischen Leiter Kaczmarczyk und Kracke haben einen riesigen Vorhang aus Silberpapier in der Philara-Eingangshalle aufgehängt und lassen Stroboskop-Blitze flackern. Den Sound zu all dem hat Kreidler-Drummer Thomas Klein geschaffen. Nicht nur wegen ihm sollte man sich "Jeff Koons" anschauen. Aber eben auch.

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