Kunst im Arrest
Das gab's noch nie: Künstler haben im Jugendarrest an der Heyestraße Bilder und Objekte aufgebaut und vorher einsitzenden Jugendlichen Kurse gegeben.
Den Helden dieser Geschichte darf und will niemand fotografieren, damit ihm seine Karriere nicht völlig verbaut wird. Eli ist 17 Jahre alt, kommt aus Mönchengladbach und muss eine Jugendstrafe absitzen, weil er zu oft schwarz fuhr. Zunächst waren Sozialstunden angesetzt, aber weil er die nicht ableistete, kam er hinter Gitter. Dort lernte er die Gerresheimer Künstler Minka Hauschild und Uwe Piel kennen, die den Jungs ein bisschen was über Kunst und über das Leben beibringen wollten.
Selbstporträts wurden gemalt. "Das war eine tolle Erfahrung, vor allem für die Jugendlichen", erzählt Uwe Piel einem Künstlerfreund bei der Ausstellungseröffnung im zurzeit leerstehenden Bau vor der eigentlichen Haftanstalt, "aber welche Konsequenzen das hat für ihre eigene Zukunft, kann niemand vorhersagen." Eli hat ein meterhohes, düsteres Bild gemalt, viel Schwarz verwendet. Fast alle Gemälde seiner Mitinsassen sind farbenfroher.
Einer hat einen Wolf auf seinen Bauch gemalt. Unerklärliche Wut, Schicksalsschläge, verlorene oder nie dagewesene Anerkennung - die Motive erklären sich selber.
Neben Minka Hauschild und Uwe Piel kann vor allem Dorothee Büsse gelobt werden. Die Frontfrau des ausrichtenden Künstlervereins "Haltepunkt" hat gute Fühler, wenn es darum geht, neue Ausstellungsräume zu finden, sagt Emilie Matuschek von der Malschule "siehMAL". Auf zwei Etagen stellen Maler und Objektmacher aus Düsseldorf und Duisburg bis zum 21. April ihre Kunstwerke aus. Der Start war sehr gut besucht, es gab einen regelrechten Andrang.
Eli tigert mit seinen Bekannten durch die Räume, die Aufmerksamkeit ist ihm nicht ganz geheuer. Was passiert, wenn er diese Woche rauskommt? "Ich will mein Abitur machen, und dann irgendwas mit Musik." Er spielt Schlagzeug. Da hätte er gleich die Band "Balkan Perle" aus Duisburg begleiten können, die zum Auftakt des Abends feurige Stücke spielte.