Luca will nach La Paz
Die 18-jährige Luca Bruch hat einen Handzettel dabei, der den Freiwilligen-Dienst des Kindermissionswerkes genau erklärt; aber während eines Festes auf dem Gerricusplatz wollen nicht allzu viele Bescheid wissen.
Dabei hätte man etwas von Abenteuern und jugendlichem Engagement erfahren. „Das ist wohl nicht so populär.“ Die hochgewachsene, schlanke Gerresheimerin hockt lächelnd am Mini-Stand neben dem Heimatbrunnen. Auf ihre große Reise angesprochen, gibt Luca zu: „Ich bin schon ein bisschen aufgeregt.“
Sie hat sich in den vergangenen Wochen gut vorbereitet auf ein Jahr Bolivien und die Hauptstadt La Paz, wo sie Straßenkindern und armen Familien gemeinsam mit anderen Freiwilligen helfen will. Spanisch-Unterricht gab es schon in der Schule, das hilft. Seminare bringen die Kultur Mittelamerikas näher. Andererseits: „Na ja, man möchte vorher viel wissen, aber dennoch offen bleiben für Land und Leute.“ Außerdem räumt sie ein: „Dass ich dabei sein werde, erscheint einem zurzeit noch ganz unrealistisch.“
Elf Freiwillige aus ganz Deutschland gehen nach Lateinamerika, Afrika und Asien, 13 weitere nach Bolivien. Dort begleiten sie die Kinder durch den Tag, helfen bei Hausaufgaben, spielen mit ihnen und sind zur Stelle, wenn jemand zum Arzt muss. Anfang des Jahres lernte Luca bei seinem Besuch in Gerresheim Pater Josef Neuenhofer kennen, der 1994 die Mission in Bolivien gegründet hat und der in einem Interview bekannte: „Wir können uns kaum vorstellen, wie Kinder dort leben, sie gehören zu niemandem, man nennt sie ’Wegwerfkinder’.“ Das Treffen gab ihr den entscheidenden Impuls, aber Luca sagt auch: „Etwas in dieser Richtung wollte ich schon immer tun.“ Ihre Eltern unterstützen sie und der Vater, der zufällig auf dem Marktplatz vorbeikommt, antwortet auf die niggelige rhetorische Frage: „Dort gibt es doch bestimmt auch gefährliche Ecken?“ mit „Ja, aber sie ist ja nicht allein dort.“ Auch die kirchliche Bindung hilft. „Ich bin seit der 3. Klasse im Chor der Kirchengemeinde, war oft mit den Sternsingern unterwegs und half im letzten Jahr als Katechet bei der Firmvorbereitung. Außerdem habe ich bei der Organisation von Taizégebeten und der kleinen Taizégemeinschaft mit drei jungen Frauen teilgenommen, die im letzten Monat im Sinne von Taizé hier lebten.“
Weiß die Absolventin des Marie-Curie-Gymnasiums schon, wie die Zukunft im Anschluss aussieht? „Ich habe da noch keine konkrete Ideen, aber vielleicht ist dieses Jahr auch dafür gut, eine andere Perspektive einzunehmen und ein bisschen klarer zu sehen.“