„Vergessene Opfer“ in Gedenkstätte Unter Zwang
Zu den „vergessenen Opfern“ der NS-Diktatur gehören bis heute diejenigen Menschen, die einer Zwangssterilisation unterzogen wurden. Gemeinsam mit dem Stadtarchiv und dem Gesundheitsamt widmet sich die Mahn- und Gedenkstätte bis 6. Juni in einer Sonderausstellung diesem Thema.
Die „Unfruchtbarmachung“ von Männern und Frauen, die man als angeblich „erbkrank“ und als Gefahr für die „Rassenhygiene“ des deutschen Volkes einstufte, war keine Randerscheinung: Zwischen 1934 und 1945 wurden alleine in Düsseldorf tausende Menschen Opfer dieses entwürdigenden Eingriffs. Allein im Stadtarchiv haben sich über 3.200 Akten des damaligen „Erbgesundheitsgerichtes“ erhalten.
Die eigens eingerichtete Behörde an der Mühlenstraße entschied über das weitere Leben der Betroffenen. Vielfach waren es Wohlfahrtsämter, Heime oder Pflegeanstalten, die als „erbkrank“ stigmatisierte Menschen anzeigten.
Die Maschinerie, die mit einer „Meldung“ beim Gesundheitsamt einsetzte und dann nach mehreren Instanzen bis in den OP-Saal führte, wurde von zahlreichen Verantwortlichen in Gang gesetzt: Amtsärzte, Juristen und Behördenvertreter, Vormünder und Anstaltsleiter, Hausärzte und Psychiater wirkten an diesen Vorgängen aktiv mit.
Hinter jeder Akte im Stadtarchiv stehen eine betroffene Person, manchmal auch ganze Familien, die von der NS-Idee eines „gesunden Volkskörpers“ heimgesucht wurden und meist der Zwangssterilisierung zum Opfer fielen. Dieses über viele Jahre wenig beachtete Kapitel der NS-Zeit, das auch ein Vorläufer der vom NS-Staat durchgeführten „Krankenmorde“ war, wurde anhand lokaler und regionaler Quellen untersucht, aufbereitet und im Rahmen der Sonderausstellung zusammengetragen.
Die Öffnungszeiten sind dienstags bis freitags und sonntags von 11 bis 17 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es gilt die 2G-Regel. Führungen für Kleingruppen müssen vorab telefonisch unter 0211-89-96205 angemeldet werden.