Düsseldorfer Farbenspiele - Die Rathaus-Kolumne Ratssitzungen sind gesund

Die letzte Sitzung des Stadtrates vor der Sommerpause. "Wird sowieso langweilig", behauptet ein Journalisten-Kollege. Und staunt am Ende nicht schlecht...

Ein weißer Handschuh fällt ins Auge. Den trägt Gesundheitsdezernent Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke. Und das ziemlich auffällig. Will sich die FDP, zu der Mediziner Meyer-Falcke gehört, vielleicht die Finger in dieser Sitzung nicht schmutzig machen? Der Dezernent klärt auf: Mit dem Handschuh ist er im Plenarsaal in Sachen Gesundheitsaufklärung und Vorbeugung unterwegs.

Das Thema: Diabetes. Ein symbolischer Blutstropfen auf dem Zeigefinger des Handschuhs steht für den Tropfen, mit dessen Hilfe Erkrankte ihren Blutzucker-Wert messen. Der Handschuh gehört zur Kampagne "Diabetes STOPPEN - jetzt!" Da gibt's tatsächlich keine Partei-Hürden. Denn die Vorsitzenden des Gesundheitsausschuss - Klaudia Zepuntke (SPD) und Olaf Lehne (CDU) - unterstützen die Kampagne spontan. Allerdings wäre im Rat schließlich das Vorbeugen von Bluthochdruck passender gewesen als von Diabetes.

Der nette, freundliche Fraktions-Chef der CDU, Rüdiger Gutt, sah zunächst schwarz für die Finanzierung des Schul-Neubaus in der Paulsmühle und dann rot. Getreu dem guten alten Schulhof-Motto "Wer schreit hat Recht" legte er er sich ins Zeug. Forderte eine klare Aussage zur Finanzierung und zu möglichen Altlasten im Boden des Baugrundstücks.

Und erzeugte in der Folge einen verbalen Dammbruch. Denn die Gegenseite parierte mit dem netten, freundlichen Markus Raub. Auch der Sozialdemokrat zeigte bislang ungeahnte stimmliche Fähigkeiten. Perfide sei das Vorgehen der CDU. "Sie schüren hier mit Halbwahrheiten und Vermutungen Ängste!" Sein Wutausbruch mündete in einem "Ihr Auftritt war unterirdisch!"

Nach so viel Testosteron von schwarzer wie von roter Seite zeigte der liberale Manfred Neuenhaus einmal mehr, dass man auch durchaus zivilisiert politischen Gegnern die Meinung geigen kann. Vielleicht liegt es ja am Blau in den liberalen Parteifarben. Gilt ja als Lieblingsfarbe der Psychologen.

"Herr Gutt, Ihr Ton gefällt mir nicht!" Da die CDU kein Konzept habe, müsse sie das Regierungskonzept durcheinander bringen. Er appellierte aber auch versöhnlich an die früheren Koaltions-Gefährten: "Mauern Sie sich nicht ein!"

Einer hatte jetzt tatsächlich genug: "Frau Bürgermeisterin Zepuntke, übernehmen Sie" - sprach Thomas Geisel. Damit übernahm erstmals Zepuntke stellvertretend und mit einem kleinen Freudenjuchzer - dafür gab's Sympathie-Applaus - den Vorsitz, während OB Geisel ans Rednerpult trat. "Ich möchte mal mit dem Positiven anfangen. Alle Fraktionen sprechen sich für den Standort aus!"

Sollte man in der schwarzen Ecke zu diesem Zeitpunkt noch gedacht haben, der OB sei auf Kuschelkurs, der irrte. "Zehn Jahre ist geschlafen worden!" Die Düsseldorfer Verwaltung sei professionell und wisse sehr wohl, wie man mit Altlasten umzugehen habe. Die CDU spiele sich als Gralshüter der Schuldenfreiheit auf, sei in Wahrheit aber auf Krawall gebürstet.

Nachdem am Ende alle Herren mal ein bisschen gebrüllt hatten, erfolgte die Abstimmung zum Albrecht-Dürer-Kolleg einmütig - ganz klar der Erfolg der Schrei-Therapie. Allerdings wäre für die nächste Ratssitzung im September ein Blutdruck-Messgerät empfehlenswert.

Denn dann tagt sie wieder, die Selbsthilfegruppe "Gut gebrüllt" im Rathaus.

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