Düsseldorfer Farbenspiele - Die Rathaus-Kolumne Weißer Wal, gelbe Räder
Man nenne mich Ismael.Denn die Geschichte von Moby Dick muss neu geschrieben werden. In den Hauptrollen: Die Tour de France als weißer Wal. Und als Kapitän Ahab, der sein Ziel bis zum bitteren Ende verfolgt: Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann.
Die dramatische Kulisse: Die letzte Düsseldorfer Ratssitzung vor der Landtagswahl. Ein Umstand, der später noch von Bedeutung sein wird.
Wir erinnern uns: Die FDP war gegen die Tour de France. Und ist es immer noch. Stein des Anstoßes diesmal: Die "vermeintlichen Kunstobjekte in der Stadt". Gemeint sind die Fahrräder, die in diversen Blumenkübeln der Innenstadt stecken.
"Wer hat das angeordnet?", will Strack-Zimmermann wissen. Und ihr Tonfall lässt erahnen: Die Harpune ist schussbereit.
Die Antwort ist ganz einfach: Das Gartenamt hat Schrotträder aus den Büschen geklaubt, gelb oder in den französischen Nationalfarben angestrichen, einen Plastiklenker angeklebt, damit die Dinger nach Rennrädern aussehen und zwischen die Blumen gesteckt.
Keine Kunst, kein großer Aufwand, nur ein bisschen Tour de France-Gedöns. Doch auch die Farbe Gelb kann den heiligen Zorn der FDP nicht mehr beruhigen. Aber Konsequenz ist schließlich auch eine Haltung.
Wenn hier das Farbenspiel schon nicht passt, hätten zumindest die Grünen vom Recycling der Schrotträder begeistert sein können. Denkste. "Bei den Rädern handelt es sich um eine Gestaltung des öffentlichen Raums", stellt Clara Gerlach fest. Da hätte doch der Beirat für Kunst ein Wörtchen mitreden müssen. Irgendwie schön, wenn Politik so unkompliziert und pragmatisch funktioniert. Und wenn man nicht mehr weiter weiß, dann bildet man einen Arbeitskreis...
Sachlich und freundlich dagegen die Wahl von Christian Zaum (39, CDU) zum neuen Beigeordneten für Recht und Ordnung. 63 Ratsmitglieder stimmten für ihn, fünf gegen ihn, zehn enthielten sich. Kann man nicht meckern. Der Nachfolger von Dr. Stephan Keller freut sich jedenfalls sehr auf den neuen Job.
Freude im Job hat auch die Beigeordnete Cornelia Zuschke. Die derzeit größte Charme-Offensive der Verwaltung musste Stellung nehmen zur Einhaltung des Gaslaternen-Moratoriums.
Bei den "Gasleckageortungsgeräten" war aber erstmal Feierabend. Knoten in der Zunge. Lachkrampf. Bislang der netteste Wortstolperer des Jahres in der Düsseldorfer Politik.
FDP-Mann Rainer Mattheisen, Gralshüter der Düsseldorfer Gaslaternen, kommentierte verschmitzt: "Ein guter Beitrag für Gesundheit und Wohlbefinden!"
Das gilt fürs Lachen natürlich wie fürs Brüllen. Auch das ist gelebter Spannungsabbau. Aber erstmal muss man Spannung aufbauen. Neuerdings beliebteste Therapieform: Streiten über den Schulbau. Am Ende sind aber eigentlich alle irgendwie einig. Denn die Schulen müssen gebaut werden.
Nur: Soll die Stadt die Schulen am Ende kaufen oder mieten? Die CDU glaubt, kaufen ist billiger. Die Linke ist mit der CDU so ziemlich einer Meinung, will das aber so nicht sagen. Die Ampel will sich alle Optionen offen halten.
Auftritt Olaf Lehne (CDU). Zeit für ein bisschen Wahlkampf-Folklore. Die NRW-Schulministerin habe alles falsch gemacht. Ähem, ja, kann man mal machen. An dieser Stelle allerdings: Thema verfehlt.
Einigkeit bei den Mehrkosten für den Auqazoo: "Das müssen wir aufarbeiten", sagt Manfred Neuenhaus (FDP). Wolfgang Scheffler (Grüne) fasst die Geschichte der Kostenexplosion (von ursprünglich 10,5 Mio. auf fast 21 Mio. Euro) noch einmal zusammen. Sachlich, moderat.
Seine Quintessenz: "Rat und Verwaltung müssen sich gegenseitig kontrollieren, damit so etwas nicht mehr passiert. Es kann nicht sein, dass wir eine solche Steigerung unkontrolliert stehen lassen!"
Am 22. September 2017 jedenfalls wird der Aquazoo wieder eröffnet. Natürlich ohne Moby Dick, den weißen Wal. Aber die Tour de France ist ja dann auch schon wieder Geschichte...