Freundschaftsanfrage Der kleine Prinz und die Krähe im Jungen Schauspiel
Er gilt als Klassiker der Weltliteratur: Le Petit Prince, Der kleine Prinz, einst ersonnen vom französischen Autor und Berufspiloten Antoine de Saint-Exupéry. Eine Fortsetzung des Buches lieferte im vergangenen Jahr der Düsseldorfer Autor Martin Baltscheit mit „Der kleine Prinz feiert Weihnachten“. Die Inszenierung ist nun als Theateradaption im Jungen Schauspielhaus zu erleben.
„Ich glaube, dass er bei seiner Rückkehr von einer großen Sehnsucht getragen wurde“, heißt es zu Beginn des Buches von Baltscheit. Und bereits im Vorwort, das gleichsam auch eine Widmung an den Autor Saint-Exupéry darstellt, verspricht Martin Baltscheit seinen Lesern die offenen Fragen, die einst unbeantwortet blieben, in seinem Buch mit viel Fantasie zu beantworten. Und so sendet er den kleinen Prinzen erneut auf die Erde, diesmal in das 21. Jahrhundert, in dem er in einem winterlichen Hinterhof einer innerstädtischen Bäckerei zunächst unsanft zwischen Mülltonnen und leeren Mehltüten landet und so hart auf die Erde fällt, wie man selbst nicht fallen mag.
Es ist die Fortsetzung eines Mythos, die Baltscheit mit seinem Buch gelingt, eines humanistischen Manifestes, eines Gegenentwurfs zur realen Welt, den Exupéry einst geschaffen hatte. Baltscheit lässt es zunächst krachen, denn auf dem Planeten B 612, dem Heimatplaneten des kleinen Prinzen, ist zuvor offensichtlich so einiges schiefgelaufen: Das Schaf, das sein Piloten-Freund ihm einst gezeichnet hatte, konnte sich vom Maulkorb befreien. Entfesselt, hat es die Rose gefressen, die die Freundin des kleinen Prinzen war. Deshalb warf er das Schaf zur Strafe ins All, woraufhin die Affenbrotbäume so stark wuchsen, dass sein Planet von Wurzelwerk gesprengt wurde. Und nun? Nun ist der kleine Prinz also zur Erde zurückgekehrt, Kummer und Schuldgefühle plagen ihn. Und auch die Suche nach seinem alten Freund in einer weihnachtlich dekorierten deutschen Stadt. Alle sind im Vorweihnachtsstress, und so haben weder die Krähe, noch der Bäcker, noch der Müll- oder gar der Weihnachtsmann Zeit oder Lust, dem Prinzen eine Rose zu zeichnen, die ihn über den Verlust der Rose auf seinem Planeten hinwegtrösten könnte. Einzig das Christkind, das in einer Kirche in der Krippe liegt, hört ihm zu, in dieser Ellenbogengesellschaft, in der jeder einzig auf den eigenen Vorteil bedacht ist.
Unter der Regie von Frank Hörner und dem Bühnenbild von Stefanie Stuhldreier, die auch für die Kostüme verantwortlich zeichnet, können Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren nun die Inszenierung am Jungen Schauspielhaus an der Münsterstraße 446 erleben.
Die führt das Loblied, das Antoine de Saint-Exupérys auf eine naive Weltsicht angestimmt hatte, ins Heute und erzählt eine starke Geschichte über das Erwachsenwerden. Und sie erzählt die Suche nach einem alten Freund und dem Finden eines neuen. Das alles mit Erzählern, einer Band und einer Crew aus Bäckerin, Müllmännern, Weihnachtsmann, Schaf, Christuskind, Küster, Polizistin und Psychologe, einem geschmückten Baum, Antoine und einer Fischerin, gespielt von Selin Dörtkarde, Natalie Hanslik und Eduard Lind.