Kein Königsweg aus dem Köstner-Dilemma
Jetzt also bis zum 29. Juni — mit dieser erneuten Krankschreibung hat Fortunas Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner zumindest zwei Fragen beantwortet:
Weder zum Trainingsauftakt des Fußball-Zweitligisten noch zum ersten Trainingslager am Fronleichnamswochenende auf Langeoog wird der 62-Jährige also auf dem Platz stehen. Ob er das überhaupt noch in Diensten der Fortuna tun wird, ist derzeit völlig offen.
Die Situation für die Fortuna-Verantwortlichen wird damit immer unangenehmer, weil sie trotz Köstners Abwesenheit Verträge verlängern und weitere Verstärkungen verpflichten müssen — aber ohne Gewissheit über den Trainerposten ist das ein schwieriges Unterfangen. Selbst wenn Köstner wollte: Er dürfte auch aus arbeitsrechtlichen Gründen nicht daran mitwirken, weil er seine Genesung gefährden würde. Deshalb klären Manager Helmut Schulte und Präsident Dirk Kall aktuell alle Angelegenheiten mit Vertreter Oliver Reck.
Der Klub gerät seit Wochen immer tiefer in die Zwickmühle zwischen Emotionen, Lösungssuche und fairem Umgang mit einem langfristig erkrankten Arbeitnehmer. Denn weil der Torwarttrainer so erfolgreich war (sieben Siege aus neun Spielen), ist für die Fans längst klar: Reck soll es machen.
Allerdings ist das höchst ungerecht gegenüber einem Erkrankten — denn wer will schon nach monatelanger Krankheit an seinem Arbeitsplatz nicht mehr erwünscht sein, nur weil die Vertretung so gut funktioniert hat?
Kall betont daher die Verantwortung sowohl für den Verein als auch gegenüber Lorenz-Günther Köstner, versichert zugleich, dass die Planungen für die neue Saison nicht gefährdet seien. Aber kann das wirklich funktionieren, wenn Köstner sich nicht rechtzeitig gesund meldet? Das scheinen selbst die Verantwortlichen nicht wirklich zu glauben und verhandeln angeblich über einen Auflösungsvertrag. Es ist sogar von Unstimmigkeiten über einen abgelehnten Antrag Köstners auf Urlaub die Rede, den er nach seiner bisherigen Krankschreibung antreten wollte. Böse Zungen sprechen von einem taktischen Zug im Poker um eine Vertragsauflösung. Rund 350.000 Euro Gehalt stünden Köstner für die kommende Saison zu, heißt es. Angeblich soll Köstner, dessen Vertrag im kommenden Jahr ausläuft, zusätzlich noch Prämien fordern.
Will die Fortuna die Reck-Euphorie vom Saisonende weiter transportieren, wird sie also tief in die Tasche greifen müssen. Mehr als personelle Planungssicherheit bringt das aber auch nicht. Denn eine Einigung mit Köstner und Recks Beförderung vom Torwart- zum Cheftrainer gibt längst keine Garantie, dass es sportlich so erfolgreich weitergeht wie zuletzt.
Den Königsweg aus diesem Dilemma gibt es wohl einfach nicht.