Es geht um eine Kultur der Begegnung
Professor Dr. Leo Penta hat es uns Hörern im Stiftssaal von St. Margareta an der Gerricusstraße einfach gemacht - und auch wieder nicht.
In New York war der Gast von Bürgerstiftung Gerricus und Bildungsforum ASG lange Priester, in Berlin lehrt er an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen, und in Gerresheim erzählte er vor kleinem Publikum, was sein Spezialgebiet bedeutet: das Community Organizing. Das gleichnamige kleine Institut in Berlin leitet er selbst.
Mit einem leichten Akzent trug Penta seine Geschichte vor. „Vor 36 Jahren arbeitete ich in einer Gemeinde in Brooklyn und dort sah es etwas abseits der Wolkerkratzer aus wie nach einem Krieg.“ Die Crack-Epidemie griff um sich, Aids, Gewalt. „Wir haben ständig junge Männer zu Grabe getragen.“
Damals kam Penta auf die Idee, eine Bürgerplattform zu gründen. Die kümmerte sich erstmal um die Supermärkte, „in denen das Fleisch grün und das Grünzeug braun waren“.
Und stellte sich die leicht gesagte Frage: Wie bauen wir unseren Stadtteil wieder auf? Diese Art des vorparteilichen Zusammenschlusses fundamentierten die Pioniere auf den Beziehungen von Menschen, nicht auf Themen. „Es ging und es geht um eine Kultur der Begegnung.“ Die Bürgerplattform existiert bis heute.
Vor zwanzig Jahren kam Leo Penta dann nach Berlin. Im Folgenden merkte er auch hier: „Es gibt Probleme, die selbst in Bürgerinitiativen nicht allein gelöst werden können. Beispiel Schönweide, im Volksmund „Schweineöde“ genannt. Nach der Wende hat niemand die Zukunftsaufgaben des brachliegenden ehemaligen AEG-Gründungsstandorts koordiniert. „Als wir Bürgermeister Wowereit fragten, was wir tun können, sagte der: ’Zahlen Sie Ihre Steuern.’“ Das wollten die Aktivisten nun nicht gerade hören.
Beispiel Neukölln. 31 Gruppen beteiligen sich mittlerweile an der Bürgerplattform „Wir in Neukölln“, die die Verbesserung des Öffentlichen Raums anvisiert. Hier läuft es schon anders. Der neue Regierende Bürgermeister kam vorbei und hörte sich die Beiträge an. Seit wenigen Tagen gibt es auch eine Penta’sche Community in Köln-Chorweiler und Nippes. So weit, so übersichtlich.
Die Förderung der Zivilgesellschaft nach seinem Konzept hat Penta mit der Person eines Organizers verbunden. Dieser schiebt innerhalb von drei Jahren ein Projekt an. „Ja, das kostet Geld“, antwortete er auf die Frage eines Besuchers, „80 bis 100000 Euro pro Jahr.“ Summen, die von Privatleuten und Stiftungen eingeworben werden.
Diese Herangehensweise schien den Zuhörern fremd, man sah es den Gesichtern an, genauso wie die Vorgabe, dass bei diesen Bürgerplattformen keine einzelnen Bürger dabei sein können, sondern nur Gruppen, „zur Not eben die Gruppe von Gruppenlosen.“ Leo Penta nannte als Grund: „Wir suchen nämlich nicht den charismatischen Führer.“
Und wie wird eigentlich der Organizer kontrolliert? wollte jemand wissen. „Die Zusammenarbeit beruht auf jahrelang aufgebautem Vertrauen.“ Wie funktioniert das genau? „Man arbeitet lange zusammen und vertraut sich.“