Noel Gallagher live im Dorf Auffliegender Vogel

Die Geschichte von Noel Gallagher liest sich, wie sich die Geschichte eines britischen Superstars eben liest: Aufgewachsen als zweites von insgesamt drei Kindern eines irischen Einwandererpaares im britischen Manchester, erlebt er, ausgehend von seinem Vater, als Kind und Jugendlicher ausufernde Gewalt in der Familie, die schließlich zu zahlreichen Kleindelikten seinerseits führt.

Verlässt mit seinem dritten Solo-Album „Who built the Moon?“ ausgetretene Pfade und sucht das Neuland: Noel Gallagher.

Foto: Foto: Lawrence Watson

Als Autodidakt bringt er sich das Gitarrenspiel bei, heuert als Roadie bei einer Band an und wird, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Liam, schließlich mit der eigenen Band zu einem der angesagtesten Musiker der Neunziger Jahre, zur Phalanx der Britpop-Bewegung.

Ihre Portraits zieren zu dieser Zeit jedes Musikmagazin, ihr ausschweifender Lebensstil wird in den Medien kontrovers diskutiert, von ihren Fans jedoch gefeiert wie ihre Musik selbst, an der man, wenn man zu dieser Zeit nicht vollkommen taub ist, nicht vorbeikommen kann. Dennoch: Irgendwann knirscht es im Getriebe der Hitmaschine, bereits die dritte Platte der Band Oasis wird mit zunehmend negativen Kritiken bedacht.

Drogen sollen Schuld sein. Immer seltener gelingt es dem Brüderpaar Noel und Liam, ihre Streitigkeiten allein und hinter verschlossenen Türen auszutaragen.

2008 und sieben Alben später steigt Noel Gallagher schließlich endgültig aus und lässt sowohl seine Fans wie auch die mediale Öffentlichkeit zunächst im Unklaren, ob und wie es mit seinen musikalischen Projekten weitergeht.

Drei Jahre später, im Sommer des Jahres 2011, verkündet Gallagher, dass sein erstes Soloalbum im Oktober desselben Jahres unter dem Titel "Noel Gallagher's High Flying Birds" erscheinen würde. Und wieder ist es zunächst Britpop sowie Alternative Rock, den er der Hörgemeinde anbietet. Insbesondere in Großbritannien, aber auch im übrigen Europa sowie den USA wird der Erstling wohlwollend angenommen und erreicht erneut hohe Verkaufszahlen.

Nach einer Zusammenarbeit mit dem Elektronik-Duo Amorphous Androgynous (The Future Sound of London) erscheint 2015 das zweite Album "Chasing Yesterday", anschließend tourt die Gruppe ausgiebig durch Europa, Japan und die USA. Und heute? Gallaghers Zeichen stehen auf Expansion, denn mit seinem dritten Soloalbum "Who built the Moon?" begibt sich Noel auf die Suche nach neuen musikalischen Territorien und führt damit das fort, was bereits auf dem Vorgänger begann: die Lust am Experiment.

Gallagher befreit sich von bislang gesetzten Trademarks, kanalisiert Soul, Psychedelic, Glam und Funk, entfernt sich spielerisch von den alten Strukturen und vielleicht damit auch von den Erwartungen, die der ein oder andere sicherlich auch heute noch an ihn stellt. Einen großen Anteil an der Struktur des aktuellen Albums soll übrigens Produzent David Holmes haben.

Bekannt für Remixe von U2, Primal Scream und Manic Street Preachers soll es schließlich der Nordire gewesen sein, der Gallagher überzeugte, seine Komfortzone endgültig zu verlassen und mit leeren Händen und unverbrauchten Ohren ins Studio zu kommen.

Was zu sehr nach Oasis klang, wurde verworfen und Holmes stachelte Gallagher an, seine eigenen Grenzen neu abzustecken.
Der erweiterte seine musikalische Kartografie daraufhin großzügig und verweist mit seiner neuen, richtungsweisenden Laune auf etwas Neues, auf etwas, das es nun auch live zu entdecken gilt.

! 9.4., 20 Uhr, Mitsubishi Electric Halle, Siegburger Str. 15, Düsseldorf

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