Aggressiv auf andere Art Die Big-Beat-Legende The Prodigy kehrt auf die Bühne zurück
The Prodigy ist eine dieser Bands, die prägend waren für eine ganze Generation. Ihr Sound? Unverkennbar. Ihr Style? Düster und aggressiv. Ihr Video zu dem Superhit "Smack my bitch up", in dem man aus einer subjektiven Kameraperspektive eine exzessive Partynacht erlebt und in dem sich am Schluss der Protagonist nicht als harter Junkie, sondern überraschenderweise als heiße Blondine entpuppt?
The Prodigy ist eine dieser Bands, die prägend waren für eine ganze Generation. Ihr Sound? Unverkennbar. Ihr Style? Düster und aggressiv. Ihr Video zu dem Superhit "Smack my bitch up", in dem man aus einer subjektiven Kameraperspektive eine exzessive Partynacht erlebt und in dem sich am Schluss der Protagonist nicht als harter Junkie, sondern überraschenderweise als heiße Blondine entpuppt?
In seiner Radikalität immer noch beeindruckend und unerreicht. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass die britische Band, die sich 1990 in Braintree, Essex, UK, gründete, ein neues Genre erschaffen hat — musikalisch wie visuell. In ihrer Anfangsphase noch stark am Acid House orientiert, entwickelte sie schnell einen ganz eigenen Stil, der irgendwo zwischen Breakbeats, Drum'n'Base, Techno, Electro, Punk und Hip Hop angesiedelt war. The Prodigy gelten damit neben The Chemical Brothers und Fatboy Slim als Pioniere des Big Beats. Bis heute passen sie in keine Schublade und sind vielleicht genau deshalb so zeitlos. Ihre unbändige Aggressivität ist ungebrochen mitreißend, jeder ihrer 90s-Tracks ein Klassiker. "Firestarter", "Smack my Bitch up" oder "Breathe" werden immer noch in Clubs gespielt und sind regelmäßig ein Garant für eine volle Tanzfläche.
Drei Jahre war es ruhig um The Prodigy, jetzt kehren sie mit ihrem neuen Album "No Tourists" zurück, das nichts von der ursprünglichen Power der Band vermissen lässt. Kein Wunder, schließlich sind nach wie vor die Gründungsmitglieder und Masterminds Keith Flint und Liam Howlett bei der Band und kündigten bereits Ende 2017 das Erscheinen eines neuen Albums an. "No Tourists" wurde dann im letzten Jahr von Liam Howlett in seinem Studio im Londoner Stadtteil Kings Cross komponiert, produziert und gemixt. In einem Interview erklärte der Songwriter, dass sein neues Werk zwar ähnlich aggressiv geworden sei wie seine Vorgänger, "allerdings auf eine andere Art". Howlett attestiert "No Tourists" weiterhin einen "Evil Rave"-Sound, das Markenzeichen von The Prodigy; inhaltlich ginge es um die Flucht vor der Wirklichkeit und der Notwendigkeit, seinen eigenen Weg zu gehen.
Obwohl The Prodigy definitiv eine Legende sind: Ihr letzter Hit ist mindestens zwanzig Jahre her. Und auch wenn die Band alle paar Jahre ein neues Album herausbrachte, blieben Charteingänge ihrer Singles aus. Aus der letzten Platte "The Day is my Enemy", die im Jahr 2015 veröffentlicht wurde, schaffte es lediglich "Nasty" in die Verkaufsliste — allerdings mit Platz 98 nur ganz knapp in die Top 100 und zwar genau eine Woche lang, ausschließlich in ihrem Heimatland UK. Ähnliches bleibt bei ihrem neuen Album zu erwarten. Die Kraft, die Aggressivität, die BPM-Zahl, die Effekte — alles bleibt beim Alten. Einen richtigen Hit enthält die Platte wohl leider trotzdem nicht, auch wenn es eingefleischten Fans schwerfallen wird, sich dem "No Tourists" zu entziehen. Dennoch: Die Tracks lassen das gewisse Etwas vermissen, das Prodigy-Hits der 90e- Jahren ausmachte, was dem Ruhm und der Ehre der Band allerdings keinen Abbruch tut. "No Tourists" reißt einen zwar nicht vom Hocker, man kann aber davon ausgehen, dass die Band live ganz andere Qualitäten entwickeln wird. Bei ihrem Düsseldorfer Gig in der Mitsubishi Electric Halle werden sie garantiert versuchen, ihre rheinischen Fans in ihren Sog zu ziehen — was ihnen definitiv auch gelingen wird.
!5.12.,20 Uhr, Mitsubishi Electric Halle, Siegburger Str. 15, Düsseldorf