Rudergesellschaft Benrath Ruder-Jubiläum - vom Kaiserreich ins Wasser
Wenn so · 110 Jahre Rudergesellschaft Benrath. Der Vorsitzende Ulrich Köster spricht im Interview auch über den Wandel des Sports.
Wenn ein Achter mit Steuermann über den Rhein gleitet und im Takt acht Riemen oder 16 Skulls für Vorschub sorgen, bietet das einen schönen Anblick — irgendwie kraftvoll und elegant zugleich. Von den Uferwegen zwischen Benrath und Dormagen ein gewohnter Anblick, denn vor genau 110 Jahren wurde direkt am Schlossufer die "Rudergesellschaft Benrath" gegründet. Barbara Rudnick mit Fragen an den Vorsitzenden Ulrich Köster.
Herr Köster, Ihr Sportverein heißt Rudergesellschaft, nicht Verein — warum?
Zur Gründungszeit 1908 bestand ja noch das Kaiserreich, und Wilhelm II war bekanntlich begeisterter Wassersportler. Das hat auch dem Rudern als Sportart in Deutschland große Popularität gebracht, Wassersport wurde in den sogenannten besseren Kreisen richtig 'in‘. In England gab es die Tradition schon länger, beispielsweise die Ruderrennen von Cambridge.
Würden Sie Ihrem Sport heute noch etwas Elitäres zuschreiben?
Nein, das hat sich völlig verändert. Noch mehr Handwerker wären gerade schön, es gibt ja am Vereinshaus, im Bootshaus oder in der Sporthalle immer viel zu tun. Ernsthaft, unsere Mitglieder kommen querbeet aus allen möglichen Berufsgruppen. Wir haben auch eine starke Damenabteilung mit eigener Frauenwartin, die besondere Fahrten organisiert, Wanderrudern auf der Weser zum Beispiel.
Es kommen erfreulich viele junge Leute, und überhaupt sind wir völlig offen.
Dennoch gibt es mindestens eine Voraussetzung...
Es muss nur das richtige Interesse da sein, denn Rudern erfordert schon Training und auch einiges Fähigkeiten, das dauert eine Weile, bis man es richtig kann. Ich bin ziemlich stolz, dass uns der deutsche Ruderverband für die Ausbildung zertifiziert hat, obwohl wir ja keinen hauptamtlichen Trainer haben, aber genügend Mitglieder mit Trainerschein und Lizenzen. Die Prüfungen zur Steuerlizenz nach 2 bis 3 Jahren Rudern und nach weiteren 2 bis 3 Jahren zum Bootsführer für steuermannlose Boote können so im Verein abgelegt werden.
Was macht für Sie persönlich den besonderen Reiz am Rudern aus?
Das hat sich im Lauf der Zeit verändert. Mit 15 Jahren bin ich über einen Schulfreund daran gekommen. Früher mochte ich vor allem den Einer, das ist auch technisch besonders anspruchsvoll, so als Einzelkämpfer alles allein im Griff, fand ich lange ganz toll. Mittlerweile genieße ich die Gemeinschaft im Mannschaftsboot, das ist viel entspannter. Und hier auf dem Rhein oder auf Wanderfahrten kann man ja dabei die Natur wirklich genießen. Meine Frau rudert auch hier im Verein, das ist schön, weil so viel Verständnis fürs Hobby da ist.
Ist denn der Rhein nicht ein ziemlich gefährliches Ruderrevier? Es sind ja viele Frachtschiffe unterwegs, und jetzt auch noch das Niedrigwasser. Wie kommen Sie überhaupt ins Wasser mit den Booten?
Tatsächlich liegt unser Steg derzeit auf dem Trockenen. Da müssen wir die Boote eben über den Kies tragen und dann beim Einsteigen besonders aufpassen, wegen der Steine. Aber im Boot fühle ich mich viel sicherer als auf dem Fahrrad und bin in all den Jahren auch noch nie gekentert.