Sicherheit fürs Eigenheim: Mehr als gute Verstecke

Es ist ein Fall, wie ihn sich kein Krimi-Autor besser hätte ausdenken können und der es sogar in die Sendung Aktenzeichen XY schaffte: Bisher nicht bekannte Täter verschafften sich in der Silvesternacht 2017/18 Zugang zu einem Tresorraum des Düsseldorfer Edelmetallhändlers Pro Aurum, sprengten zwei der dortigen Safes und verschwanden mit fetter Beute auf bislang Nimmerwiedersehen in die Neujahrsnacht.

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Doch was für Normalverbraucher höchstens spannend klingt, zeigt auch eines: Einbrecher werden immer dreister. Und das nicht nur dort, wo richtig große Beute gemacht werden kann, sondern vor allem auch bei uns zuhause. Schutz bekommt angesichts reisender Banden, immer frechere Taktiken und dem natürlich auch bei Kriminellen erleichterten Austausch übers Netz einen immer höheren Stellenwert. Grund genug, mal zu zeigen, worauf sich Privatleute fokussieren sollten.

Man kann sich digitalisierte Kameras besorgen, kann Bewegungs- und Glasbruchmelder kaufen und so sein Haus sehr sicher machen. Aber auch Sicherheitstechnik hat ein niedriges Einstiegslevel. Und das reflektiert die statistische Tatsache, dass bei Einfamilienhäusern die allermeisten Einbrüche über Hintertüren und Parterrefenster erfolgen. Und in fast allen Fällen läuft es so ab: Der Einbrecher checkt die Lage, steckt einen schweren Schraubenzieher zwischen Fenster/Fenstertür und Rahmen, nutzt die dabei entstehende, mehrere hundert Kilo betragende Kraft des Hebels und ZACK, nach wenigen Sekunden springt das Fenster auf. Keine Glasschneider, keine Dietriche. Ein paar Einweg-Gummihandschuhe und ein robuster Schlitzschraubendreher bzw. Stemmeisen für zehn Euro vom Baumarkt-Wühltisch. Damit gehen weit über 60% aller Einbrüche in deutsche Privathaushalte über die Bühne.

So einfaches Einbruchswerkzeug, das wie gesagt die Majorität darstellt, braucht man gar nicht mit tausenden Euro teuren digitalen "Schwertern" zu begegnen. Das wäre der klassische Fall von "mit Kanonen auf Spatzen schießen". Sobald man bereits die normalen Verriegelungszargen dieser Fenster und Hintertüren gegen solche mit Pilzkopf austauschen lässt oder alternativ innen zusätzliche Riegel anbringt, die eine zusätzliche mechanische Verbindung zwischen Flügel und Rahmen ermöglichen und verhindern, dass der Flügel nach etwas Krafteinwirkung aufspringt, hat man bereits ein erstaunlich hohes Sicherheitsplus erzielt — denn die allermeisten Einbrecher geben schon auf, wenn ihre Hebeltechnik nicht funktioniert. Weder haben sie die nötige Ausrüstung dabei, um schärfere Sicherheitsmaßnahmen zu überwinden, noch wollen sie das damit einhergehende Risiko durch mehr benötigte Zeit und erhöhten Krach eingehen. Das gilt übrigens auch für das Einschlagen von Fensterscheiben.

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Jeder dürfte es zuhause haben: "Das Versteck", in dem er zwischen Reisepass und Notgroschen das verwahrt, was für Kriminelle interessant sein könnte. Leider ist das allerdings in den aller-allermeisten Fällen pure Augenwischerei. Egal ob in der Tiefkühltruhe, in ausgehöhlten Büchern, im Toiletten-Spülkasten oder zwischen den Socken: Einbrecher sind keine blutigen Anfänger. Sie kennen sämtliche Verstecke. Und jeder Internetratgeber, jede Fernsehsendung, die mit neuen, garantiert sicheren Verstecken wirbt, liefert ihnen weitere Munition, erweitert ihr Wissen.

Für Normalverbraucher bedeutet das eines: Verstecken lohnt sich nicht. Wesentlich sicherer ist es, seine Wertsachen wirklich in einem Tresor unterzubringen, schon weil selbst einfache Modelle den "Otto Normaleinbrecher" vor ein unlösbares Problem stellen — denn Sprengstoffanschläge lohnen sich nur, wenn wirklich höchste Beute zu erwarten ist. Kein Einbrecher besorgt sich auf dem Schwarzmarkt Sprengstoff im Wert von tausenden Euros, um bei Familie Meyer an den Familienschmuck und die Urlauspässe zu kommen.

Allerdings gilt auch: Bitte keinen billigen Baumarkt-Tresore. Die können oft mit genug Gewalt schachmatt gesetzt werden. Es gibt gute Fachbetriebe, die Tresore in Düsseldorf einbauen und sie auch verkaufen — Markenware. Und generell empfiehlt es sich, solche Profis zurate zu ziehen, denn es gibt sowohl mehrere Bauweisen, sprich:

  1. Wandtresore
  2. Bodentresore
  3. Möbeltresore

wie es auch unterschiedliche Schließsysteme zwischen Schlüssel-, Zahlen- und Fingerabdruckschloss gibt. Hier hat jeder andere Bedürfnisse — schon aufgrund seiner Wohnung oder des Hauses. Nur darauf achten, dass der Safe entweder ein Zertifikat der European Security Systems Association oder der VdS-Schadenverhütung besitzt, sollte man. Übrigens: Es ist ein Irrglaube, dass ein Tresor automatisch signalisiert "hier gibt es etwas zu holen". Er sagt viel mehr "hier beißt du dir die Zähne aus, Sportsfreund".

Die Statistiken zeigen etwas sehr deutlich: Bei Einfamilienhäusern kommen die Einbrecher zwar am häufigsten von hinten. Aber auch dort und ganz extrem bei Mehrfamilienhäusern ist die Haus-/Wohnungstür ein beliebter Angriffspunkt. Und immer wieder ist ein Faktor dafür verantwortlich: Zu viele Menschen haben in der Vordertüre Schließzylinder, die jemand, der nur ein klein wenig Übung besitzt, binnen wenigen Sekunden mit wenig mehr als zwei dünnen Metallstücken knacken kann — solches Werkzeug ist freiverkäuflich.

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Genau aus dem Grund sollte man eines nicht tun: Beim Schließzylinder sparen. Ein guter Zylinder kostet schnell über hundert Euro. Aber wer diese Ausgabe scheut, sollte sich mal überlegen, wie hoch allein der materielle Wert seiner Hauseinrichtung ist — vom ideellen Wert einmal ganz abgesehen. Und wer diese Rechnung versteht, versteht auch, warum man es bei einem guten Schloss allein nicht belassen sollte — denn auch das kann mit genügend Zeit ziemlich lautlos geknackt werden, dann gibt es kein weiteres Hindernis.

  1. Günstig und sicher sind Türketten. Doch auch hier gilt: Bitte keine Blechprägeteile für 15 Euro. Allerdings haben die Ketten den großen Nachteil, dass sie nur dann funktionieren, wenn jemand zuhause ist.
  2. Von Polizeien empfohlen, von Einbrechern gefürchtet sind Panzerriegel. Die verriegeln in links und rechts der Tür im Mauerwerk verankerten Stahlbauteilen. Durch ein Schloss, das durchs Türblatt geht, können sie auch von außen betätigt werden. Einziger echter Nachteil: Wegen der Umbauten kann es mit dem Vermieter Stress geben.
  3. Schutzbeschläge sind auch etwas für Mietwohnungstüren. Sie stabilisieren den ganzen Bereich rund um den Schließzylinder und verhindern so, dass hier mit Werkzeug eingewirkt werden kann.

Mit diesen drei Dingen wird die Vordertür wirklich sicher — ohne dass der Komfort dabei leiden würde.

Natürlich werden die wenigsten Diebe mit Sprengstoff in Wohnungen und Häuser eindringen, um Tresore zu sprengen. Und dennoch sollte der Fall einmal dazu anregen, über die Sicherheit seines Zuhauses nachzudenken. Es muss keine volldigitalisierte Festung sein. Aber wenn Türen und Fenster abgesichert sind und die wirklich wertvollen Dinge im Safe stecken, ist man als Normalverbraucher gegen die überwiegende Anzahl von Einbrechern ebenso sicher wie der Bundesbank-Keller gegenüber echten Profis.

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