Bierdeckel-Aktion will „Demokratie an der Theke verteidigen“ Kein Alt für Nazis...

Thomas Reucher musste längst nachbestellen. „Die ersten 10.000 Bierdeckel sind schon vergriffen, inzwischen haben wir 30.000 gedruckt.“ Mit der Aktion „Kein Alt für Nazis“ will eine Initiative rechtsradikale Gesinnungen und rassistische Gedankenwelten dort stellen, wo sie vielfach entstehen, wo man sie aber auch bekämpfen kann: Am Stammtisch, in der Kneipe. Auch mit Hilfe von Anti-Rechts-Motiven von „Zoch“-Gestalter Jacques Tilly soll „die Demokratie an der Theke verteidigt werden.“

Julia von Lindern von „Düsseldorf stellt sich quer“, Motiv-Geber Jacques Tilly, Hubert Klein und Robin Reinicke vom „Knoten“ sowie Andy Wahl (v. l.) und (hinten) Thomas Reucher vom Verein Rock gegen Rechts - Das einzig Braune hier ist das Bier.“

Foto: Stefan Pucks

100.000 Anti-AFD-Demoteilnehmer in Düsseldorf im Januar - für Thomas Reucher vom Verein „Rock gegen Rechts“, der seit 2013 mit freiwilligen Mitstreitern ein „weltoffenes“ und frei zugängliches Konzertfestival im Volksgarten organisiert, der Trigger, „mal zu überlegen, was noch möglich ist.“ Hier sei klar geworden - die Mehrheit in der Stadt widersetzt sich den ausgrenzenden Bestrebungen der Neu-Rechten im Land. Dennoch, zweistellige Wahlgewinne der AfD, eine breiter werdende Zustimmung für rechtsnationale Ansichten zeigten: „Es ist weiter die Zeit zum Handeln!“

Jacques Tilly, der sechs entsprechende Motive seines Rosenmontagszug-Schaffens zur Verfügung stellt, war gleich „Feuer und Flamme“ für das Engagement. „Es zeigt sich gerade aktuell, Parteien wie die AfD machen Politik für autoritäre Unrechtsstaaten wie China und Russland. Der Propaganda vom angeblichen Einsatz ‚für den kleinen Mann‘ darf man nicht glauben.“ Die Bierdeckel, die für Gastronomen, Büdchenbetreibende, Kulturschaffende aber auch die Hotellerie über die Homepage www.kein-alt-fuer-nazis.de kostenlos (hier sind auch Spenden für deren Finanzierung möglich) bestellbar sind, zeigen Zeichnungen Tillys, die sich kritisch mit dem Erstarken der extremen Rechten auseinandersetzen. Darunter etwa das Mottowagen-Motiv mit dem Clown, der einem AfD-Populisten die Maske abreißt.

In dieser Woche ist die Kampagne unter dem Motto „Das einzig Braune ist hier das Bier“ ins Rollen gekommen. Pünktlich im Vorfeld zur Europawahl sind die Bierdeckel, die bereits zum Start so reißenden Absatz gefunden haben, in Kneipen und Konzertlocations an Theken und Tischen im Einsatz. Darunter sind etwa das Theater FFT, der „Hof“, der „Knoten“ und das zakk, ebenso wie „Steinis T-Bar“ in Gerresheim: „Die dumpfen Parolen der Rechtsextremen finden sich natürlich auch in vielen Stammtischdiskussionen wieder“, so die dortigen Betreiber Hanna und Andreas Steinhauer. „Daher ist es für jene, die so etwas in ihrem Laden nicht haben wollen, wichtig, über solche Initiativen Farbe bekennen zu können.“

Auch „Knoten“-Altstadtwirt Robin Reinicke überlegte nicht lange: „Für uns ist es absolute Ehrensache, sich als alteingesessene Traditionskneipe, die seit jeher für rheinische Werte und Weltoffenheit steht, an der Aktion zu beteiligen.“