Digitaler Alltag Das K21 präsentiert Werke der Chinesin Cao Fei
Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt vom 6. Oktober bis 13. Januar 2019 erstmals in Deutschland das Werk der chinesischen Künstlerin Cao Fei in einer großen Einzelausstellung.
Cao Fei, 1978 in China geboren, gilt als Pionierin einer Künstlergeneration, für die digitale Medien und Netzwerktechniken zum Alltag gehören. Die Werke der in Peking lebenden Künstlerin beschäftigen sich seit 1995 vorrangig mit der gesellschaftlichen und urbanen Situation in ihrem Heimatland und den dort stattfindenden immensen Umbrüchen und Veränderungen.
Inspiration für ihre Arbeiten findet die heute 40-Jährige deshalb auch immer wieder in ihrem direkten persönlichen Umfeld. Manche ihrer Werke weisen biografische Bezüge auf, andere spiegeln ihre persönlichen Interessen, Beobachtungen und Erfahrungen wider. Aufgewachsen ist Cao Fei in Guangzhou, der größten Stadt im Perlflussdelta, wo rund um Hong Kong viele Städte schnell und immens gewachsen sind.
In ihrem Werk finden sich verschiedene Etappen ihrer persönlichen Auseinandersetzung mit der Kultur und Gesellschaft Chinas, dessen große Veränderungen sie im Rahmen der Öffnungspolitik ab 1978 selbst miterleben konnte. Insbesondere durch die von ihr genutzte und weltweit verbreitete Film- und TV-Ästhetik ist ihr Werk jedoch durchaus auch allgemein verständlich. So werfen ihre Arbeiten verschiedene Fragen auf: Was erfährt man über das eigene Leben und die Vorstellungen von Zukunft? Wohin entwickelt sich die Gesellschaft und mit ihr die Großstädte?
Die große Einzelausstellung im K21 umfasst nun das gesamte bisherige Werk Cao Feis von 1995 bis 2017. Die Düsseldorfer können ab heute nicht nur Videos und Fotografien sowie Multimedia-Installationen erkunden, sondern sich zudem auch auf viele, bisher noch nie in Ausstellungen gezeigte Zeichnungen freuen. Besonders interessant wird die Ausstellung durch das ausgeprägte Interesse der Künstlerin an den neuesten Medien, denn die von ihr genutzten Mittel sind stets Vorreiter der Technik.
So präsentierte sie beispielsweise im vergangenen Jahr ihr BMW Art Car #18 in der Form von Augmented Reality, denn erst, wenn man Smartphone oder Tablet mit spezieller App auf den Wagen richtete, zeigte sich auf dem Display der mattschwarze Sportwagen von bunten Linien umgeben.
"Cao Fei ist im Moment die wohl bekannteste chinesische Künstlerin, die mit den Mitteln und Möglichkeiten der Virtual und Augmented Reality arbeitet", sagt auch Museumsdirektorin Susanne Gaensheimer. Mit ihrer meisterhaften Bildsprache — sie entwickelt für jedes ihrer Projekte eigene, spezifische Bilder — erreicht Cao Fei es stets, dass auch der außenstehenden Betrachter in ihre Welt eintauchen kann.
Davon können sich die Besucher der Ausstellung im K21 selbst überzeugen, indem sie beispielsweise den 2014 entstandenen Hauptfilm der Künstlerin, "La Town", anschauen. Im Mittelpunkt des Films steht eine fiktive dunkle, mythische Stadt, die von einer rätselhaften Katastrophe heimgesucht wurde — es geht um Themen wie Erinnerung und Vergessen.
Inspiriert wurde Cao Fei von dem nach einem Buch von Marguerite Duras gedrehten Film "Hiroshima Mon Amour" sowie von der amerikanischen Fernsehserie "The Walking Dead".
Als ein weiterer wichtiger Film ist "Haze and Fog" von 2013 zu sehen. Gedreht im Wohnblock der Künstlerin transportiert er mittels künstlicher Lichtsetzung die innere Leere der Menschen und ihre Entfremdung zur Stadt.
Dem von der Künstlerin eigens für das K21 entwickelten Rundgang können die Besucher über einen digitalen Guide per App auf dem eigenen Smartphone folgen.