„Die Frage ist: Wird er sich wirklich töten?“

Über 21 Jahre, bis einschließlich der letzten Sendung am 17. Dezember 2016, war Jürgen Domian in der nach seinem Nachnamen benannten TV- und Radio-Reihe der (!) Beichtvater der deutschen Öffentlichkeit.

Jürgen Domian.

Foto: Annika Fußwinkel

Sein Telefonanschluss beim WDR wurde gekappt. Jetzt ist er mit einem neuen Buch zurück, auf Lesetour und gab dem Düsseldorfer Anzeiger ein Interview.

Rund zehn Monate sind seit der letzten Sendung "Domian" vergangen. Wie sehr vermissen Sie die abendlichen Gespräche im TV und im Radio?

Die Gespräche und der intensive Kontakt zu meinen Gesprächspartnern vermisse ich sehr, allerdings genieße ich es, nicht mehr in der Nacht arbeiten zu müssen.

In den 21 Jahren gab es viele Geschichten, die Sie erzählt bekommen haben. Gibt es eine, die Ihnen nachhaltig in Erinnerung geblieben ist?

Bei etwa 23.000 geführten Interviews ist diese Frage schwer zu beantworten. Am schwierigsten waren für mich immer die Gespräche mit Sterbenden oder mit Menschen, die gerade einen Angehörigen verloren hatten. Etwa mit der Mutter, deren Kind entführt, sexuell missbraucht und ermordet worden war.

Genießen Sie den neuen Rhythmus in Ihrem Leben und den "normalen" Tages- und Nachtablauf?

Absolut! Es ist wie ein neues Leben. Zum Beispiel morgens um 10 Uhr zu frühstücken, empfinde ich immer noch als exotisch. Früher bin ich ja immer erst am Nachmittag aufgestanden. Zudem ist der neue Rhythmus meiner Gesundheit auch sehr zuträglich.

Wie haben Sie die Zeit nach Ihrem Abschied von der Sendung "Domian" genutzt?

Ich war mit der WDR/Eins Live-Show "Domian redet" unterwegs und habe fleißig geschrieben.

Offenbar! Ende Oktober erscheint ihr nächstes Buch mit dem Titel "Dämonen". Worum geht es?

Es geht um einen Mann, der im Juni eines Jahres entscheidet, sich zu seinem 60. Geburtstag in Nordschweden das Leben zu nehmen. Obwohl er weder krank ist, noch an einer Depression leidet. Er will hinausgehen in die Polarnacht, eine Flasche Whisky trinken, sich nackt ausziehen, in den Schnee legen und dann sterben. In der Stille Nordschwedens allerdings passieren mit ihm sonderbare Dinge. Die Dämonen seines Lebens fallen ihn an. Und die ganze Zeit steht über allem die Frage: Wird er sich wirklich töten?

Wie schreiben Sie so ein Buch? Alles auf einmal runter oder fügt sich da über einen längeren Zeitraum ein Stück zum anderen?

Das ist ein längerer Prozess. Das Schreiben hat etwa ein Jahr gedauert. Die dazugehörenden Recherchen kann ich zeitlich gar nicht benennen. In dem Buch geht es um die großen Themen des Lebens: Tod, Glaube, Sinn, Liebe. Und auch um den Zen-Buddhismus. Sich in diese Gedankenwelten einzuarbeiten, braucht sehr viel Zeit.

Ab November geht es auf Lesetour. Gestartet wird diese am 1. November im Theater am Marientor in Duisburg. Was ist für Sie das Spannende an einer solchen Tournee?

Ich bin seit vielen Jahren mit meinen Büchern auf Lesetour, diesmal aber wird es etwas ganz Besonderes sein, denn es handelt sich um eine inszenierte Lesung. Wir konnten dafür John von Düffel vom Deutschen Theater Berlin gewinnen, was mich sehr freut und eine große Ehre für mich ist. Natürlich werde ich aus dem Buch vorlesen, aber dazu gibt es viel Überraschendes. Darunter auch ein großer Publikumsblock, der für mich völlig unvorhersehbar ist. Eine Improvisation, das Publikum wird der Star sein.

Geht das als reine Lesung durch oder gibt es doch ein Stück Lebenshilfe?

Ich lese aus keinem Ratgeberbuch vor, sondern aus einem Roman. Wenn das Buch aber Gedankenanstöße für die eigene Lebensorientierung geben kann, so würde mich das sehr freuen.

Immer wieder hört man, dass Sie ins TV mit einem neuen Format zurückkehren werden. Wie konkret sind die Pläne und was können Sie schon verraten?

Das ist alles noch nicht spruchreif. Wir arbeiten aber an Ideen und Konzepten.

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)
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