„Die Wand ist ein Urinal“
Ein Halsbandsittich fliegt - eine Eichel im Schnabel - durch Düsseldorfs Häuserschluchten. Als der Vogel die Eichel fallen lässt, erwächst - schwuppdiwupp - der Kö-Bogen 2.
Das Filmchen soll anschaulich machen, wie künftig der Bereich vor dem Schauspielhaus aussehen könnte. Der animierte Vogel mit der Baumfrucht ist zwar biologisch nicht korrekt, aber damit auch so ziemlich der einzige Aufreger an diesem Abend im Henkel-Saal.
„Stadtplanung zur Diskussion“ ist die Veranstaltung überschrieben, zu der die Stadt Düsseldorf interessierte Bürger eingeladen hat. Etwa 150 Gäste sind tatsächlich gekommen. Die meisten übrigens Männer. Baudezernent Dr. Gregor Bonin und Verkehrsdezernent Dr. Stephan Keller erläutern kurz die Veränderungen, die inzwischen an den Plänen von Architekt Christoph Ingenhoven vorgenommen wurden, bevor dieser selbst noch einmal sein Vorhaben erläutert: Sein Konzept sieht ein Geschäfts- und Bürogebäude mit städtischen Kanten zur Schadowstraße und Bleichstraße vor. Der höchste Punkt entspricht mit 28 Metern der Hauptgesims-Höge von Peek & Cloppenburg.
Eine talartige Achse verbindet den Jan-Wellem-Platz mit dem Gustaf-Gründgens-Platz vor dem Schauspielhaus, an dessen westlicher Seite ein Lebensmittelmarkt vorgesehen ist. Dieser hat ein zum Platz auslaufendes, leicht geneigtes Dach, das der Öffentlichkeit als innerstädtische Wiese zum Sonnen und Treffen dient. Innerhalb wie auch außerhalb des neuen Gebäudes wird sich ein gastronomisches Angebot befinden. Bleibt der Streitpunkt Wand. „Die Planung vor 1968 zeigt weder Mauer noch Tankstelle“, sagt Architekt Ingenhoven und argumentiert damit gegen den vom Landschaftsverband eingeforderten Denkmalschutz. Muss die Wand stehen bleiben, kann nicht wie geplant gebaut werden.
Der derzeitige Schauspielhaus-Intendanten Günther Beelitz sagt im Henkel-Saal: „Ich bin enttäuscht, dass wir über Denkmalschutz reden. Seit Beginn war diese Wand entweder Urinal oder Graffitidose und wurde von der Stadt nicht gepflegt. Beschimpfen lassen mussten wir uns im Theater. Ich würde mir wünschen, dass diese Wand verschwindet!“ (ho