Zu Gast beim einsamen Wal Kinderkonzert und Familienmusikfest in der Tonhalle

Wale sind berühmt für ihren Gesang. Eine ganze Reihe dieser geheimnisvollen wie anmutigen Wesen, vor allem die Bartenwale, kommunizieren über weite Distanzen und mit vorhersehbaren und sich wiederholenden Strophen miteinander.

Foto: Emanuela Danielewicz

Und tatsächlich ähnelt der Gesang der Wale auch dem der Vögel, mitunter sogar dem der Menschen. Was jedoch, wenn man auf sein Rufen nie eine Antwort erhält?

Anders als seine Artgenossen gibt es tatsächlich einen Wal, der seit über 20 Jahren nicht kommuniziert. Nicht, weil er nicht will, sondern weil er nicht kann. Weil er seine Rufe auf einer einmaligen Frequenz von 52 Hertz sendet, können in seine Artgenossen nicht verstehen. Viel zu hoch verhallen seine Rufe ungehört weit unten im Meer. Und auch wenn der Wal bislang noch nie von einem Menschen gesehen wurde: schon seit Jahren sind Wissenschaftler dem geheimnisvollen Wal auf der Spur, der einsam in den Tiefen des Pazifik unterwegs ist. Dabei verrät ihn seine Stimme allein, die ihm bei den Wissenschaftlern schließlich auch seinen Namen einbrachte. Die nennen den großen Unbekannten 52 Hertz, die Frequenz, auf der der einsame Riese seine Rufe sendet.

Im Auftrag der Tonhalle hat der Düsseldorfer Komponist Bojan Vuletic nun eine Wal-Symphonie für Orchester, Kinderchor und Sprecher geschrieben. Dazu verfasste der Kinderbuchautor Martin Baltscheit eine Geschichte über den einsamsten Wal der Welt und tritt bei dem Konzert, das am 24. Juni in der Tonhalle uraufgeführt wird, auch als Sprecher auf.

Baltscheit erzählt auf Grundlage des Phänomens des einsamen Wals die Geschichte eines ebenso einsamen Soldaten, der an einem Echolot sitzend das Meer in dumpfer Eintönigkeit nach U-Booten abhört. Als er schließlich auf die schillernden Gesänge des 52-Hertz-Wals stößt, macht er sich auf die Suche nach dem Wal und hört sich damit tief hinein in die Geheimnisse und Reichtümer der Unterwasserwelt. Aus den fantastischen Textzeilen hat Vuletic eine ebenso fantastische Partitur für großes Orchester komponiert, in der die Blechbläser der Düsseldorfer Symphoniker — von der Tuba bis zur Trompete — die solistischen Wal-Partien übernehmen. Und so wird Vuletics Musik wie das Meer selbst: ein überschäumendes Quell an Klangfarben, Stilen, Rhythmen, Clustern, Spieltechniken und Effekten.

Und während die Uraufführung am Sonntag, 24. Juni, bereits um 11 Uhr stattfindet, feiert die Tonhalle am Anschluss daran ab 12 Uhr das traditionelle Familienmusikfest als Abschluss der Spielzeit. Dabei treten alle Ensembles des Hauses auf und laden Besucher ein, das Haus und die Musik mit eingeladenen Gastmusikern in verschiedenen Formaten und Räumlichkeiten zu erleben. Ob draußen oder drinnen, auf oder hinter der Bühne, ob Zuhören oder sogar Mitsingen — die Vielfalt des Programms und die zahlreichen Möglichkeiten der Interaktion lockten in der Vergangenheit jedes Jahr rund 2.000 Kinder und Erwachsene zum Familienmusikfest in die Tonhalle.

Und mit Blick auf die stetig wachsende Diversität der Stadtgesellschaft, in der inzwischen fast 60 Prozent aller Sechsjährigen in Düsseldorf einen Migrationshintergrund besitzen, möchte die Tonhalle in diesem Jahr aus dem traditionellen Familienmusikfest ein "Fest der Musikkulturen Düsseldorfs" werden lassen. So werden sich Ensembles, Solisten und Bands aus allen Teilen der Welt mit ihrer eigenen Musik präsentieren.

Selbst auf dem Außengelände der Tonhalle wird es an diesem Tag musikalisch zugehen. Auf dem Vorplatz wird Michael Bradke einen großen Klangkanal und weitere interaktive Klanginstallationen für Kinder schaffen. Hier können sich die Musiker von morgen außerdem eine eigene Handtrommel oder Panflöte basteln.

! 24.6., Konzert um 11 Uhr, Familienfest ab 12 Uhr, Tonhalle, Ehrenhof 1, Düsseldorf