Frischer Wind für die Luegallee

Die Interessengemeinschaft "Wir in Oberkassel" hat einen neuen Vorstand, nachdem Rechtsanwalt Marcus Gentz von seinem Geschäftsführer-Posten zurückgetreten ist. Mit Birgit Neisser von der Bäckerei Puppe und Anja Halfmann vom Pelzatelier Halfmann stehen nun zwei Frauen an der Spitze.

Birgit Neisser ist die neue 1. Vorsitzende der Interessengemeinschaft „Wir in Oberkassel“. Sie sucht weitere Unterstützer für Feste und Projekte im Stadtteil.

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"Der Oberkasseler" wollte mehr wissen.

Anja Halfmann ist die neue 2. Vorsitzende der Interessengemeinschaft „Wir in Oberkassel“. Sie und ihr Mann haben das älteste inhabergeführte Geschäft an der Luegallee.

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Frau Neisser, Frau Halfmann, nach 15 Jahren hat die Werbegemeinschaft einen neuen Vorstand. Wie kam es denn dazu?
Neisser: Unser Geschäftsführer Markus Gentz, der seit über 15 Jahren im Vorstand ist, hat sich beruflich umorientiert. Er hat in der Nähe von Kiel ein neues Wirkungsfeld gefunden. Weil sein Engagement für "Wir in Oberkassel" sehr leiden würde, wollte er auf jeden Fall zurücktreten. Und daraufhin haben auch wir unsere Vorstands-Jobs zur Verfügung gestellt.
Wir dachten, es wäre eigentlich sehr schön, wenn das mal jemand anders macht. Diese Posten sind aber nicht nur Ehre, sondern auch Arbeit.

Und deshalb nicht so begehrt?
Neisser: Ja. Wir haben uns dann überlegt, wie es weiter gehen kann. Manfred Simon hat sich dann bereit erklärt, die Geschäftsführung zu übernehmen. Das ist viel Arbeit.

Und Herr Simon ist ja Rentner.
Neisser: Ein Rentner, der ganz tolle Kontakte zur Bezirksvertretung hat. Der aber auch täglich mehrfach über die Luegallee flaniert und damit unser Aushängeschild ist, weil er natürlich von Leuten angesprochen wird. Unterstützt wird er aber auch noch vom Büro Gentz bei Anträgen für Feste und Ähnliches.

Sie beide haben den Vorsitz, Cornelia Hornemann wird künftig Klaus Unterwainig als Leiter des Organisationsausschuss verstärken. Kann es sein, dass bei Ihnen gerade die Frauen das Ruder übernehmen?
Neisser: Durchaus möglich. Allerdings hat sich das ein Stück weit auch einfach so ergeben. Wir haben überlegt, wen wir im Vorstand haben wollen. Anja Halfmann ist vor Ort. Und sie ist auch ein sehr offener Mensch mit Ideen. Sie sorgt für frischen Wind.
Halfmann: Als 1. Vorsitzende wollte ich aber nicht kandidieren, weil ich einfach noch zu wenig von den Aufgaben weiß, die diese Position mit sich bringt.
Neisser: Weil sich sonst keiner fand, mache ich das jetzt.

Der Verein "Wir in Oberkassel wurde 1994 gegründet. Was ist heute anders als damals?
Neisser: Alles. Gestartet sind wir zum 100. Geburtstag und der Eröffnung des Radweges auf der Luegallee.

Das war der Radweg, den der damalige Oberbürgermeister Joachim Erwin wieder entfernen ließ.
Neisser: Genau. Bei der ersten Aktion von "Wir in Oberkassel" haben wir Brunnengeld gesammelt. In allen Geschäften wurden Sparschweinchen aufgestellt, um den Barbarossa-Brunnen wieder ans Sprudeln zu bringen.

Der war damals abgeschaltet, weil die Stadt sparen musste.
Neisser: Stimmt. Das Sammeln für den Brunnen war unsere erste richtige Aktion mit anschließendem Brunnenfest. Daraus ist das heutige Luegalleefest entstanden. Das nächste Projekt war ein Weihnachtsmarkt. Und der allererste Weihnachtsmarkt fand an einem Wochenende auf dem Barbarossaplatz statt. Das war unglaublich viel Aufwand für nur ein Wochenende.
Halfmann: Heute haben wir ein regelmäßiges Luegalleefest, das immer am letzten Sonntag der Sommerferien stattfindet, um die Leute wieder zu Hause zu begrüßen. Das hat sich um den Barbarossaplatz entwickelt. Inzwischen ist auch die Dominikanerstraße eingebunden und wird für diesen Tag gesperrt. Das ist toll.
Neisser: Ziel in der Zukunft soll sein, vielleicht auch Belsenplatz und Teutonenplatz einzubeziehen.

Da ist also noch Luft nach oben?
Neisser: Eindeutig. Aber das ist natürlich auch eine Kostensache.

Wie viele Mitglieder haben Sie aktuell?
Neisser: Wir sind immer knapp unter 50. Derzeit haben wir 44 Mitglieder.

Wer kann Mitglied werden bei "Wir in Oberkassel"?
Neisser: In der Satzung vorgesehen sind "natürliche und juristische Personen jedoch vornehmlich mit Gewerbebetrieb". Das macht sicherlich auch Sinn.
Halfmann: Für die Weihnachtsbeleuchtung allerdings möchten wir auch Privatpersonen als Baumpaten gewinnen.

In Flingern und Bilk werben Geschäftsleute regelmäßig für den Einzelhandel im Stadtteil, klagen über Konkurrenz durch das Internet. Wie bereitwillig kaufen denn die Oberkasseler in ihrem Viertel ein?
Neisser: Ich denke, dass Oberkassel ein Einkaufsviertel ist, in dem man gerne flaniert und einkauft, weil man hier auch das Flair des Stadtteils genießen möchte. Es gibt bei uns aber auch erste Überlegungen für ein eigenes Internetportal.

Eine Reihe von Stadtteilen hat immer wieder mit Leerstand bei den Ladenlokalen zu kämpfen. Wie sieht die Situation in Oberkassel aus?
Neisser: Das ist auch hier immer wieder ein Thema. Aktuell hat am Belsenplatz ein Modegeschäft aufgehört. Dann hat die Bäckerei Tiggelkamp Insolvenz angemeldet. Allerdings sind beide Ladenlokale bereits wieder vermietet.

Also schnelle Wechsel statt langem Leerstand?
Neisser: Jahrelangen Leerstand haben wir nicht. Aber immer wieder Wechsel. Ich glaube, dass der Standort Oberkassel von manchen Händlern überschätzt wird. Hauptsache hochpreisig reicht nicht für ein erfolgreiches Geschäft.
Halfmann: Ich glaube schon, dass eine gute Geschäftsidee dahinter stecken muss. Es reicht wirklich nicht, dass Dinge teuer sind.

Auf die richtige Mischung kommt's ja auch an. Wie klappt's denn mit der Nahversorgung? Alles vorhanden, was man braucht?
Neisser: In Gesamt-Oberkassel haben wir eine tolle Versorgungssituation, dadurch dass sehr viel neu gebaut wird. Allerdings verlagert sich dadurch leider viel in Richtung Belsenpark. REWE ist dort, ein Biosupermarkt und Rossmann zieht gerade um. Es wäre natürlich schön, wenn wir auf der Luegallee weiterhin einen guten Lebensmittler hätten.

Große Ketten prägen längst in vielen Stadtteilen das Bild. Wie steht's hier um die inhabergeführten Geschäfte und wie wichtig sind diese heute noch?
Halfmann: Ich glaube, dass inhabergeführte Geschäfte in Oberkassel immer noch ein großes Thema sind und die Qualität des Handels hier ausmachen. Wir selbst haben übrigens das älteste inhabergeführte Geschäft auf der Luegallee. Uns gibt es seit 83 Jahren.

Seit 1998 organisiert Ihr Verein das jährliche Luegalleefest und seit 13 Jahren den Oberkasseler Weihnachtsmarkt. Bleiben beide wie sie sind, oder gibt es mit der Veränderung an der Spitze der Werbegemeinschaft auch Änderungen bei den Konzepten?
Neisser: Wir möchten mehr Mitglieder bekommen. Und wir möchten bei einzelnen Festen auch diejenigen Gewerbetreibenden zum Mitmachen bewegen, die bislang zwar Nutznießer sind, aber keinen Beitrag leisten. Damit nicht alle von etwas profitieren, für das nur eine kleine Gemeinschaft bezahlt.
Halfmann: Ja, das wäre uns sehr wichtig. Deshalb wollen wir beide in nächster Zeit über die Luegallee flanieren, um mit den Leuten zu sprechen und aktiv Mitglieder zu werben.

Klingt nach einer echten Charme-Offensive. Ach ja, und dann ist da ja noch die Weihnachtsbeleuchtung. Sie suchen weiterhin Baumpaten?
Neisser: Wir suchen Paten ohne Ende für die Weihnachtsbeleuchtung. Im vergangenen Jahr waren es 72 Platanen, die wir beleuchtet haben. Für die ersten Bäume an der Luegallee fehlten uns allerdings leider die Paten. Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr wirklich von der Brücke bis zum Belsenplatz beleuchten können, wenn wir noch einmal ganz aktiv die Leute ansprechen.
Halfmann: Wenn wir mehr Paten hätten, würde uns das sehr gut tun. Dann könnten wir beispielsweise im Bereich des Weihnachtsmarktes jede Platane beleuchten.

Unser Einstandsgeschenk für Sie als neue Vorstandsspitze: Sie dürfen sich etwas für Oberkassel wünschen…
Neisser: Ich würde mir wünschen, dass wir eine starke Gemeinschaft bekommen. Für "Wir in Oberkassel" würde ich mir wünschen, dass sich so viele Oberkasseler Gewerbetreibende wie möglich entscheiden, bei uns Mitglied zu werden.
Halfmann: Und gerne auch Mitglieder, die aktiv mitarbeiten!
Neisser: Mit Herz und Seele flammend für den Stadtteil.