Friede den Hütten Weihnachtliche Weisheiten

Im zurückliegenden Jahr wurde in den Medien viel über ein Stück Wald im Westen des Landes berichtet, das dem Braunkohletagebau weichen soll. Das Thema "Hambacher Forst" polarisierte extrem.

Foto: Stock Adobe/Zamurovic

Zahlreiche Protestierer machten ihrem Unmut Luft, viele davon aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Ihr Wunsch, der mehr als nur ein Wunsch war, fand sich auf zahllosen Transparenten, Bannern, Fahnen. Er lautet: Hambi bleibt! Aber Hambi gehört nun einmal nicht mehr uns allen, sondern dem Energieriesen RWE. Und so kam es, wie es kommen musste: Polizisten räumten die Baumhäuser, angeblich aus Brandschutzgründen. Sie mussten hölzerne Barrikaden überwinden, Menschen aus Knotenmutter-ähnlichen Gebilden herausschälen und wurden in einem Fall sogar mit Fäkalien bombardiert. Bei all dem die Nerven zu behalten, ist sicher keine ganz leichte Übung, zumal manch ein Polizist vielleicht sogar gegen die persönliche Überzeugung handelte. Eine ungewöhnliche Begegnung, die sich im zurückliegenden Jahr im Hambacher Forst zugetragen hat, taugt für mich persönlich zur Szene des Jahres.

Verwackelte Bilder in den sozialen Netzwerken zeigen, wie sich einmal mehr Protestler und Polizisten gegenüber stehen. Die Gesetzeshüter tragen — wie meist bei ihren Einsätzen im Wald — Helme und sie sind nicht gänzlich unbewaffnet gekommen. Die Protestler nehmen das zum Anlass für einen Gesang. "Ohne Helm und ohne Knüppel seid ihr schön" singen sie. Dann passiert das Unglaubliche: Der erste Polizist nimmt den Helm ab. Ein weiterer folgt seinem Beispiel. Und noch einer. Innerhalb von kürzester Zeit stehen alle Polizisten helmlos da. Man kann ihre Gesichter sehen. Manche lächeln. Die Lage im Wald entspannt sich umgehend. Die Protestler johlen und applaudieren und singen abermals. Diesmal "Ihr habt die Haare schön." Und den Damen und Herren in Grün gebührt ein weiteres Kompliment: Durch eine einfache Geste haben sie in der Situation komplett den Druck aus dem Kessel genommen. Das kann man sich, auf die Gefahr hin pastoral zu klingen, nur zum Vorbild nehmen. In der hektischen Kurz-vor-Weihnachtszeit, aber natürlich auch sonst. Mit Humor lässt sich, so auch unsere Erfahrung in der Redaktion, vieles einfacher bewältigen. Zudem sollte man sich regelmäßig klar machen, dass die Dinge nicht so schwarz sind, wie manche von uns meinen. Aber auch nicht so weiß, wie wiederum andere glauben. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!

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