Horst Eckerts 16. Krimi „Herzlosigkeit, die entsetzt!“
Der Düsseldorfer Horst Eckert gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Krimi-Autoren. Mit "Der Preis des Todes" kommt am 13. März sein 16. Roman in die Buchhandlungen. So viel sei verraten: Die Geschichte ist verdammt spannend.
Nach der Lektüre bat der Düsseldorfer Anzeiger zum Gespräch.
Die Polizei spielt zwar mit, steht aber diesmal nicht an vorderster Erzählfront. Wie kommt's?
Ich wollte nicht nur eine neue Geschichte erzählen, sondern auch mal aus einem neuen Blickwinkel. Diesmal geht es um die Schnittstelle von Medien und Politik. Dort hat sich eine eigene Welt entwickelt, eine Art Filterblase. Journalisten verlieren den Abstand zu Politikern und übernehmen deren Sichtweisen. Besonders deutlich wird das mehrmals die Woche in politischen Talkshows. Und weil hier die Quote der alleinige Erfolgsmaßstab ist, verkommen sie manchmal zur krawalligen Unterhaltung, schon die Auswahl der Gäste ist darauf angelegt. Die AfD, die sich immer gern als Opfer der Medien stilisiert, hat in meinen Augen am meisten von dieser Entwicklung profitiert. Die gruseligsten Figuren sind vom Bildschirm nicht mehr wegzudenken und die Moderatorin widerspricht ihnen fast nie.
Die Heldin in "Der Preis des Todes" ist TV-Journalistin. Sie selbst haben als Journalist gearbeitet. Ehrenrettung für eine Berufsgruppe, die nicht immer den besten Ruf genießt?
So schlecht ist der Ruf gar nicht. Die Medien sind eine wichtige Kontrollinstanz. Dass Pressefreiheit zu den höchsten Gütern zählt, weiß hierzulande jeder. Also muss es nicht um Ehrenrettung gehen, sondern um den kritischen Blick hinter die Kulissen. Dahin, wo es knirscht. Meine junge Talkshow-Moderatorin will sich im System von Senderhierarchien und Einschaltquoten behaupten, ohne sich zu verbiegen, und eckt deshalb an. Schon dabei wird es spannend.
Sarah Wolf, so heißt die Figur, ermittelt nach dem Mord an ihrem Freund, einem Staatssekretär, auf eigene Faust. Gleichzeitig liegt Sie im Clinch mit ihrem Sender. Es geht um Quote. Und es geht um den Einfluss der Politik auf Sendeformate. Eine Abrechnung mit den Öffentlich-Rechtlichen?
Nein, eine Rechnung habe ich nicht offen. Meine fünfzehn Jahre als Fernsehjournalist waren eine tolle Zeit. Aber als Zuschauer behagt mir einiges nicht, und diesem Gefühl wollte ich auf den Grund gehen.
Den Journalisten können Sie beim Schreiben — wie wir finden — zunehmend weniger verleugnen. Ihre Romane weisen viele aktuelle Bezüge auf. Wie wichtig ist Ihnen Aktualität beim Schreiben?
Es ist ja alles bereits tausendfach erzählt, schon von den alten Griechen. Also kommt es darauf an, die menschlichen Konflikte, die zu Verbrechen führen, in ein neues, aktuelles Gewand zu kleiden. Und mit politischen Bezügen bringe ich eine zusätzliche Dimension in den Roman. Die durchaus unter die Haut gehen kann, wenn man nämlich beim Lesen spürt, dass es einen angeht. Ich möchte möglichst spannend unterhalten, aber auch zum Nachdenken anregen. Ein Teil der Geschichte spielt im Uno-Flüchtlingslager im kenianischen Dadaab, dem größten der Welt.
Sind Sie selbst dort gewesen?
Nein, dafür war der Honorarvorschuss nicht hoch genug (lacht). Deshalb habe ich von hier aus umfassend recherchiert, um mir ein möglichst gutes Bild der Zustände dort zu verschaffen.
Wir mussten beim Lesen daran denken, dass wir nicht für möglich gehalten hätten, dass es beispielsweise in Libyen regelrechte Sklavenmärkte gibt, in denen Flüchtlinge verschachert werden. Insofern scheint auch das Szenario, von dem Sie erzählen, nicht allzu realitätsfern. Macht Ihnen das nicht manchmal Angst?
Es macht mich traurig. Und ziemlich wütend, wenn ich mir ansehe, welche Anstrengungen unsere Regierungen unternehmen, um die Leute von Europa fernzuhalten. Wir schicken Menschen zurück in Lebensumstände, die so fürchterlich sind, dass sie das Ertrinken im Mittelmeer in Kauf genommen haben, um von dort zu fliehen. Und wer es zu uns schafft, wird von manchen Mitbürgern mit einer Herzlosigkeit empfangen, die mich entsetzt. Aber das wäre jetzt Stoff für den nächsten Roman.
Ihre erste Lesung findet am Dienstag in Düsseldorf statt. Macht eine solche Premiere Sie beim 16. Roman noch nervös oder ist das mittlerweile Routine?
Die Premiere ist immer etwas ganz besonderes. Und ich verspreche, dass sie das auch für das Publikum sein wird. Ich freue mich schon riesig auf den Abend und werde nach Kräften versuchen, meine Nervosität zu überspielen.
! Der Preis des Todes, Horst Eckert, Wunderlich/ Rowohlt
Premierenlesung:
Dienstag, 13. März, 20.15 Uhr, Mayersche Droste, Königsallee 18