24/7-Dienst: der Kinderschutz rund um die Uhr wird forciert Unter hohem Druck
Die Fallzahlen steigen. Laut NRW-Landeskriminalamt hatten die Delikte bei Kindesmissbrauch bzw.-misshandlung im Jahr 2022 in Düsseldorf um über 60 Prozent zugenommen. In dieser Woche stellte die Stadt einen jüngst eingerichten Dienst vor, um gegenzusteuern.
Die Fachkräfte des Kinderschutzdienstes der Landeshauptstadt stehen seit April (siehe Kasten) rund um die Uhr zur Verfügung, um Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung zu prüfen und bei Bedarf den Schutz von Kindern sicherzustellen. „Der 24/7-Kinderschutzdienst ist ein unverzichtbarer Baustein für den Schutz von Kindern und Jugendlichen in unserer Stadt“, so Oberbürgermeister Stephan Keller.
Beziehungsstreitereien zulasten des Kindes, übergriffiges Verhalten, verbale und physische Gewalt - die Einsatzgründe sind vielfältig und nicht selten schwerwiegend. Die Schwerpunkte des Kinderschutz-Teams liegen auf durchgehender Erreichbarkeit, sofortiger Handlung im Ernstfall sowie der Kinderschutz-Beratung von Betroffenen und Institutionen - auch anonym. Die pädagogischen Fachkräfte arbeiten immer im Vier-, beziehungsweise Sechs-Augen-Prinzip. Im Rahmen der 24/7-Bereitschaft sind stets wechselnde Dreierteams im Einsatz: Eine Fachkraft übernimmt dabei die telefonische Koordination, bei Bedarf verschaffen sich zwei weitere Kräfte einen direkten Eindruck vor Ort.
Bei der fachlichen Einschätzung der Situation eines möglicherweise von Gewalt betroffenen Kindes und dessen Familie wird im ersten Schritt immer versucht, das Familiensystem zu erhalten. Die Herausnahme des Kindes aus der Familie ist immer das letzte Mittel. „In einer potenziellen Gefahrensituation die richtige Entscheidung zu treffen ist eine große Verantwortung. Die Arbeit des Kinderschutzdienstes ist ein hoch komplexes Feld, in dem unter hohem Handlungsdruck fachliche Entscheidungen im Sinne eines gefährdeten Kindes getroffen werden“, sagt Stadtdirektor Burkhard Hintzsche.
Kinderschutzmeldungen gehen von Schulen, Kitas, sozialen Einrichtungen, der Polizei, Nachbarn, Verwandten, Eltern oder Kindern ein. Von August 2022 bis März 2024 wurden laut Stadt rund 1.320 Meldungen vom Kinderschutzdienst bearbeitet. Aber nicht jede Meldung stelle sich als tatsächliche und akute Gefährdung heraus: In etwa der Hälfte der Fälle bestätigt sich die Bedrohung nicht. In rund zehn bis 15 Prozent wird keine Gefährdung, aber ein Hilfebedarf festgestellt. In weiteren zehn bis 15 Prozent der Fälle wird eine Gefährdung festgestellt, die durch die Einleitung von Schutzmaßnahmen abgewendet werden kann. In den übrigen zehn Prozent der Fälle kann die Gefährdung des Kindes allerdings nur durch eine vorübergehende Unterbringung an einem sicheren Ort ausgeschlossen werden.