Mithäftling verriet Wehrhahn-Bomber

Fast 17 Jahre nach dem Rohrbombenanschlag an der S-Bahn-Station Wehrhahn hat die Polizei jetzt den mutmaßlichen Täter gefasst. Ralf S. (50), ein Neonazi aus Ratingen, soll damals zehn Menschen verletzt und ein ungeborenes Baby getötet haben, indem er eine Plastiktüte, in der sich eine mit TNT befüllte Rohrbombe befand, an ein Geländer des S-Bahnhofs Wehrhahn hängte und sie detonieren ließ.

Großes Medieninteresse bei der Pressekonferenz zum Wehrhahn-Bomber.

Foto: mivi

Einem ehemaligen Mithäftling vertraute sich S. an. Der verriet ihn dann im Juni 2014 an die Gefängnisleitung.

Rückblick: Die Opfer, sieben Frauen und drei Männer, gehörten alle zu einer nahegelegenen Sprachschule. Sechs von ihnen waren jüdische Zuwanderer aus der früheren Sowjetunion, die vier anderen Russlanddeutsche. Wegen der Herkunft der Opfer wurde damals schon sehr schnell über einen rechtsextremen Hintergrund der Tat spekuliert. Sogar der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) geriet unter Verdacht.

Doch schnell hatten die Ermittler auch Ralf S. im Visier. Zur Tatzeit betrieb er einen Militaria-Laden in Flingern und fiel immer wieder negativ in seinem Viertel auf. Er soll mit seinem Hund durch den Stadtteil patrouilliert sein und war dort als Neonazi bekannt. Obwohl der Waffennarr damals sogar vorübergehend festgenommen wurde, ließ sich der Verdacht gegen ihn nicht erhärten. Er musste wieder freigelassen werden. Denn er hatte ein Alibi. Seine ehemalige Lebensgefährtin gab damals aus Angst vor ihm an, dass er zur Tatzeit bei ihr gewesen sein soll.

Rund 15 Jahre später ergaben sich für die Ermittler neue Ansätze. Durch die Aussage eines ehemaligen Mithäftlings von Ralf S. geriet er erneut ins Visier der Polizei. Ermittlungsleiter Udo Moll: "Er saß wegen einer nicht abzahlten Geldstrafe in der JVA Castrop-Rauxel. Dort erzählte er einem Häftling von seinem Anchlag am Wehrhahn."

Da der Häftling den Fall nicht kannte, googelte er ihn. Danach meldete er sich bei der Gefängnisleitung und belastete Ralf. S.. Daraufhin rollte die Polizei den Fall auf, sicherte erneut die über 300 gesammelten Spuren und befragte Zeugen.

Auch der Geländerabschnitt, an dem die Bombe hing, wurde zum wiederholten Male untersucht. Im Jahr 2000 war es von der Spurensicherung herausgeschnitten und als Asservat verwahrt worden. Das Beweisstück wurde auf verwertbare DNA-Spuren untersucht. Es konnte nachgewiesen werden, dass Ralf S. die Bombe mit einem Fernzünder aktiviert haben muss. Mehr Details wollte die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekannt geben.

Auch seine ehemalige Lebensgefährtin hat mittlerweile gegen ihn ausgesagt.

Auf Basis der neuen Indizien konnte gegen Ralf S. ein Haftbefehl erlassen werden. Am Dienstag nahm ihn die Polizei fest. Jetzt muss er sich wegen einer vollendeten Sprengstoffexplosion und wegen versuchten Mordes verantworten.

Bei seiner Verhaftung bestritt er die Tat und schweigt. Sein Motiv: Fremdenhass. Die Schüler der Sprachschule soll er gezielt ausgesucht haben, da es zuvor Ärger mit ihnen gegeben haben soll.

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