Internet-Hetze Unter falschem Verdacht

Ein Facebook-Eintrag machte Martin Rath (50) zu Unrecht zu einem Kindes-Entführer. Der unbescholtene Gerresheimer wurde Opfer einer Internet-Hetze und bangt nun um seinen Ruf und die berufliche Existenz.

Martin Rath wurde Opfer einer Internet-Hetze und zu Unrecht als Kindes-Entführer verdächtigt.

Foto: mivi

"Die Polizei hat den Van gefunden und den mutmaßlichen Täter, der Kinder angesprochen haben soll, soeben an der Gerricusapotheke dingfest gemacht". Dieser Post in der Gruppe "NETT-Werk Düsseldorf" führte zu einer Hetzjagd gegen Martin Rath.

In der Facebook-Gruppe (64.000 Mitglieder) kursierte schon einige Zeit das Gerücht, dass ein Mann in einem blauen Van durch Gerresheim fahren und Kinder ansprechen würde. Eines der Kinder soll von dem Fremden sogar in den Wagen gezogen worden sein.

Doch wie geriet Martin Rath in der vergangenen Woche in die Schusslinie der Facebook-Hetzer? Der selbstständige Raumausstatter besitzt einen Laden an der Heyestraße und einen blauen Firmen-Sprinter. "Mit dem bin ich täglich in Gerresheim unterwegs", erklärt er.

Laut Polizei sollen ihn an einem bestimmten Tag zwei Kinder dabei beobachtet haben, wie er ein anderes Kind in seinen Wagen gezogen habe. Ihren Eltern erzählten die Kinder von der Beobachtung. Die alarmierten daraufhin die Polizei. Diese Szene hatte es aber nie gegeben. "Ich weiß genau, um welchen Tag es sich da handelt. Da habe ich mit einem Kollegen den Sprinter beladen. Auch meine Frau und eine meiner Töchter waren dabei".

Auch die Polizei bestätigt, dass es eine Entführung nie gegeben hat. Sprecherin Anja Kynast: "Uns lag keine Vermisstenmeldung vor. Vermutlich haben die Kinder die Situation falsch eingeschätzt und ihren Eltern von einer Entführung erzählt. Es gab im Vorfeld aber Meldungen zu einem blauen Van. Ähnliche Geschichten tauchen aber in vielen Städten immer wieder auf. Zur Sicherheit gehen wir jeder Meldung nach".

So auch am vergangenen Mittwoch. Gegen 18 Uhr stoppte eine Polizeistreife Martin Rath in seinem blauen Firmenwagen auf der Dreherstraße in Höhe der Gerricus-Apotheke. "Ich dachte zunächst, dass ich angehalten wurde, weil vielleicht etwas mit meiner Ladung oder ein anderer Mangel an meinem Auto sei. Aber plötzlich kamen immer mehr Polizisten dazu und da merkte ich, dass etwas nicht stimmt".

Rath und sein Beifahrer mussten mit auf die Wache, der Wagen blieb stundenlang auf der Dreherstraße stehen. Zwar bewacht von Polizisten, aber sichtbar für alle. "Wie ich im Nachhinein erfuhr, hatte ein Anwohner beobachtet, wie die Polizei mich kontrollierte und zur Wache mitnahm. Daraufhin postete er bei Facebook, dass der Kindes-Enführer gefasst worden sei. Mein Van ist ja blau und auf ihm befinden sich auch Firmenlogos mit meinem Namen. So wurde ich namentlich als Verdächtiger im Internet genannt".

So geriet der zweifache Familienvater ins Visier der hetzenden Internet-Nutzer. Es folgten Beleidigungen als "pädophiles Arschloch" und Drohungen. "Ich bange wirklich um meine berufliche Existenz und meinen Ruf. Wenn ich deswegen Kunden verliere, wäre das mein Ruin. Auch meine Töchter werden wegen dieser Sache von ihren Mitschülern in der Schule gemieden".

Die Einträge in der Gruppe "NETT-Werk" sind mittlerweile gelöscht. Einige konnte Rath sichern. Jetzt will er gegen die Hetzer juristische Schritte einleiten. Von der Polizei hätte sich der Unternehmer gewünscht, dass sie ihn diskreter kontrolliert hätten. "Vielleicht wäre es dann gar nicht zu dem Facebook-Eintrag gekommen."

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