Stadt stoppt Planung für Reisholzer Radweg - Opposition meint: „Dreist“ Fahrräder gegen Laster

Vollbremsung in Reisholz - die Stadt hat die Planungen für den geschützten Radweg auf der Straße „Am Trippelsberg“ gestoppt.

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Die Interessen der gewerblich-industriellen Nutzung am Gewerbestandort und der Bedarf des dortigen Radverkehrs müsse nun weiter untersucht werden, heißt es. Die dort ansässigen Unternehmen hatten gegen den Radweg geklagt, die Klage war im Januar zurückgewiesen worden. Dennoch schwelte der Interessenkonflikt zwischen firmeneigenem Schwerlast- und bevorzugtem Radverkehr weiter. Das Industriegebiet am Reisholzer Hafen ist u. a. Sitz einiger Logistikfirmen. Ein Bündnis für die Mobilitätswende hatte erst vergangene Woche die Fertigstellung der Bike Lane gefordert, am heutigen Freitag protestiert vor dem Rathaus die Bürgerinitiative Hafenalarm. Die Opposition nennt das Vorgehen der Stadt „dreist“.

Zur Begründung heißt es etwa: „Ziel ist es, auf Basis aktueller Verkehrszahlen eine abschließende Abwägung der aktuellen Verkehrsentwicklung vorzubereiten und diese dann dem Verkehrsausschuss zur Beschlussfassung vorzulegen. Besonders sollen nach Ende der Pandemie bei Normalbetrieb repräsentative Verkehrszahlen ermittelt werden.“

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Der Standort zähle zu den traditionellen Produktions- und Arbeitsstandorten im Düsseldorfer Süden. Ziel solcher gewerblich-industrieller Standorte sei die Bereitstellung von Flächen zur Durchführung emissionsintensiver Prozesse und zur leistungsfähigen Abwicklung der damit verbundenen Verkehre. Die Nachfrage nach solchen Flächen sei ungebrochen. Das Gebiet befinde sich laut Masterplan Industrie in einem als Kernzone für die Sicherung ‚Großflächiger Gewerbe- und Industrieansiedlungen’ angesetzten Bereich.

Gleichzeitig führten über die Straße Am Trippelsberg aber auch zahlreiche überregionale Radrouten. Mit den ersten Schritten zur Umsetzung des Projektes der Proteected Bike Lane sei deutlich geworden, dass für die anliegenden Firmen dadurch erhebliche Konflikte im Alltagsbetrieb entstehen, so seien etwa Haltemöglichkeiten auf der Fahrbahn notwendig, da nach  Angabe der ansässigen Firmen selbst Just-In-Time-Prozesse nicht auf dem eigenen Gelände abgewickelt werden könnten. Die Ansprüche der Unternehmen an den Straßenraum konkurrierten grundsätzlich mit denen der Radfahrenden.

„Wir werden an einer Lösung auf der Grundlage der neuen Datenerfassung der Verkehre nach Corona weiterarbeiten“, sagt Cornelia Zuschke, Beigeordnete für Mobilität. Die Stadtverwaltung habe bereits verschiedene mögliche Kompromisse geprüft. Insgesamt lasse sich feststellen, dass eine kurzfristig umsetzbare Variante, die für alle Beteiligten als sicher und zufriedenstellend eingeschätzt wird, nicht gefunden werden konnte. 

Der SPD-Verkehrsexperte Martin Volkenbrath sieht das komplett anders: „Die Handlungsweise der ortsansässigen Unternehmen, wie selbstverständlich kostenlosen öffentlichen Parkraum für gewerbliche Interessen zu fordern, ist schon dreist. Auch für die LKW-Fahrer ist dies unzumutbar, da sie häufig nachts anfahren, dort übernachten, aber keinerlei Infrastruktur vorfinden, und daher nachweislich ihre Notdurft ‚hinterm Baum’ verrichten.“ Er sieht eine Alternative: „In nur knapp zehn Fahrminuten entfernt existiert an der A46 eine Autohof mit alle Sanitäreinrichtungen und einer direkten Abfahrt Richtung Holthausen.“

Beim Bündnis Mobilitätswende Düsseldorf hatte man im Vorfeld der Entscheidung der Stadt bereits die Claims abgesteckt: „Die Stadtpolitiker müssen sich entscheiden, ob sie auf der Seite der Befürworter eines uneingeschränkten LKW-Verkehrs stehen oder auf der der Zivilgesellschaft, die für den Weiterbau des geschützten Radwegs Zugeständnisse von der Wirtschaft einfordert.“ Umso ernüchternder das Ergebnis. „So weitermachen wie bisher“, so das Bündnis. „Industrie und Autoverkehr haben im Zweifelsfall eben Vorrang. So wird Düsseldorf bestimmt nicht ‚führende Radfahrstadt Deutschlands’, die wohlklingende Parole des Oberbürgermeisters, die nur gilt, wenn die Interessen des Auto-Verkehrs unberührt bleiben.“

Martin Volkenrath abschließend: „Wir lassen nicht zu, die Proteste als ‚Industriefeindlichkeit’ deklarieren zu lassen. Der Bau des Radwegs muss jetzt weitergehen.“