Unterwegs im Reich der Toten

Es regnet. Dem grünen Engel rinnt eine Wasserperle an der Nasenspitze entlang, die Bäume ringsum tropfen mit.

Peter Stegt vor dem Grab von Hella und Karl Röttger.

Foto: schrö

Traurig und ruhig geht es an diesem Morgen im Reich der Toten zu. Zusammen mit dem Historiker Peter Stegt haben wir uns schon ein paar Tage zuvor bedeutende Gräber des Waldfriedshofs angesehen und die Geschichte hinter den Grabsteinen besprochen.

Anton Fahne

steht auf dem steinernen Griff der Fackel, 28.2.1805 - 12.1.1883 zum Beispiel war ein Friedensrichter, der im Alter von 30 Jahren Julie Stommel heiratete und mit ihr im Haus Roland im Grafenberger Wald wohnte, zunächst zeitweise, später ständig. „Fahne nahm sich 1838 Urlaub auf unbestimmte Zeit, aus familiären Gründen.“ Er machte sich einen Namen mit historischen Arbeiten und mit Ahnenforschung, wobei der erste Gegenstand der Untersuchungen die Familie seiner Frau war. Die war wohl nicht so begeistert und verzichtete auf eine Veröffentlichung. Überhaupt wurden Fragen laut, inwieweit Wahrheit und Phantasie bei Anton Fahne verschwammen. „Man sieht seine Arbeiten heute kritisch.“

Wir stapfen weiter. Ein Grab werden wir ganz bestimmt nicht finden, das von

Peter Joseph Neunzig

, dem Revolutionär, 9. März 1797- 4. März 1877. „Sein Grab ist verschwunden.“

Die letzte Ruhestätte von

Gustav Kneist

ist allerdings noch da. Der Rektor, 1867 bis 1963, leitete einen einen Literaturkreis in seinem Haus Poggfred an der Heyestraße.

Sehr interessant auch

Karl Röttger

, 23. Dezember 1877 -1. September 1942. Der Schriftsteller lebte ab 1926 mit seiner Frau Hella in Gerresheim und führte zahlreiche Dichterlesungen durch. „Er war ein guter Pädagoge und Menschenfreund. Ab 1938 waren sie die einzigen, die die jüdische Familie Zürndorfer noch grüßten.“ Bis auf das Mädchen Hanna wurden später alle Familienmitglieder ermordet.

Das Grab von

Otto Bender

, 5. November 1847 - 6. Mai 1904 finden wir an diesem Tag nicht. An dem volksnahen ehemaligen Bürgermeister interessiert Stegt vor allem sein Verhältnis zum Unternehmer Heye. „Da gibt es noch viel zu erforschen. Die bekanntesten Persönlichkeiten, die auf dem Friedhof begraben liegen sind natürlich

Aloys Odenthal

und

Theodor Andresen

, die Widerstandskämpfer. Ihre Ruhestätten werden, wie die aller vorher erwähnten oft besucht. Das gilt übrigens auch für das Ehrenfeld, in dem sowjetische Soldaten begraben liegen. Nachfahren kommen aus ihrer Heimat nach Gerresheim. „Da spielen sich oft sehr emotionale Szenen ab“, sagt die Leiterin des Friedhofs, Ruth Schäfer. „Wie glücklich die Angehörigen schließlich sind.“ 505 Einträge stehen in dem Totenbuch,

Konanemeo, Felix

, ist der erste, 23 Jahre alt, Russe, gestorben am 24.11.1941,

Dobwszek, Richard

, Pole, gestorben am 3.3.1945, ist der letzte Name.

(City Anzeigenblatt Duesseldorf)