Ein Besuch im KaBARett FLIN „Wir können alles teilen“
Wenn sich Ende der Woche im KaBARett FLIN der Vorhang schließt, gehen Philipp Kohlen-Priebe und Oliver Priebe mit einem richtig guten Gefühl in die Sommerpause.
"Wir haben eine durchschnittliche Auslastung von 93 Prozent", sagt Philipp Kohlen-Priebe. Sein Mann Oliver fügt hinzu: "Die Vorstellungen sind zwei bis drei Monate im Voraus ausverkauft!" Es läuft mit der Kleinkunst-Bühne an der Ludenberger Straße 37, die ihre Wurzeln aber an der Ackerstraße in Flingern hat.
Als klar war, dass es an der Ackerstraße nicht weitergehen konnte, weil dort teure Wohnungen entstehen, machten sich die beiden passionierten Theaterleute auf die Suche nach neuen Räumen. Nachdem es in Flingern nicht klappte, suchten sie auch jenseits der Stadtteilgrenzen.
"Wir fanden aber nichts, was bezahlbar gewesen wäre." Das hätte auch beinahe das Ende bedeutet. "Wir waren kurz davor, aufzugeben." Doch dann schauten sie sich die Räume an der Ludenberger Straße an. Ein Tanzlokal war hier früher. Die Räume waren in einem schlimmen Zustand. "Aber ich habe viel Fantasie", sagt Kohlen-Priebe. So hatte er auch eine Vision davon, was aus diesen Räumen werden könnte. Das Ergebnis ist ein Schmuckkästlein. Der neue Name "KaBARett" kommt nicht von ungefähr. Denn die Bar ist hier fester Bestandteil. Ein Prachtstück im Jugendstil. "Die mussten wir mühselig freilegen."
Bis ins Detail wurde liebevoll dekoriert. Für 99 Zuschauer ist Platz. Und wer hierher kommt, wird jeden Abend von den Hausherren persönlich begrüßt. Heute sagen sie: "Das Schicksal hat es wirklich gut mit uns gemeint!" Denn das Publikum aus Flingern hat ihnen die Treue gehalten, kommt auch weiterhin.
Dabei ist hier alles noch eine Spur intimer. Die Nähe zur Bühne ist größer. "Zur Begrüßung frage ich die Leute, die ich noch nicht kenne immer: 'Seid ihr einverstanden, wenn ich euch 'euche'?'" Er lacht. "Dann ist das Eis gebrochen." Und wenn mal ein Gast komisch wird? "Das", sagt Kohlen-Priebe, "lässt sich immer wunderbar in Mundart regeln." Auf Düsseldorfer Platt klinge Schimpfen doch gleich viel netter.
Oliver Priebe lächelt. Er, der Schauspieler, ist immer ein bisschen zurückhaltender. Im Temperament wie im Beruf offenbar die ideale Ergänzung zu Philipp Kohlen-Priebe. Seit 22 Jahren sind sie ein Paar, seit mehr als 15 Jahren arbeiten sie auch zusammen. "Das Geheimnis ist, dass wir alles teilen können!"
Aus der Kleinheit der Bühne ist ihre spezielle Kunstform entstanden: Kabarett-Theater. Dauerbrenner und Klassiker des Hauses: "Fast Faust". Goethes Klassiker für zwei Personen - beim Publikum der Hit.
Am 8. September ist die Sommerpause zu Ende. Dann geht es auch gleich lost mit der "schwarzen Witwe der Volksbelustigung" — Carmela de Feo. Aber auch junge Talente bekommen im FLIN eine Chance. Nur: "Unsere Leute haben ausnahmslos alle schon Kleinkunstpreise gewonnen!"
Die nächste Eigenproduktion wird der kabarettistische Beziehungsspaß "Was Frauen wirklich wollen und Männer zu wissen glauben". Natürlich mit Oliver Priebe in der männlichen Hauptrolle. Er rückt schließlich auch noch mit einem Projekt heraus, dass beide eigentlich gerne noch im FLIN umsetzen würden: "Im weißen Rössl!" Priebe lacht. "Das wird allerdings als Zwei-Personen-Stück schwierig."
Wer weiß? Dass Philipp-Kohlen-Priebe und Oliver Priebe auch mit großen Schwierigkeiten klar kommen, haben sie mit ihrem Neustart an der Ludenbergerstraße bewiesen. Heute sind sie sicher: "Uns konnte gar nichts Besseres passieren!"