Das Carlsplatz-Original
Für viele Düsseldorfer ist der Wochenmarkt auf dem Carlsplatz etwas Besonderes. Für Gertrud Röckrath (81) ist er mehr als das: Ihr Marktstand ist ihr Lebenswerk. Und das schon seit 1950.
Gekonnt bindet Gertrud Röckrath die bunten Tulpen mit wenigen Handgriffen zu einem hübschen Strauß. Der Umgang und das Wissen über Blumen liegen ihr im Blut, erzählt sie. Und das überrascht nicht: Denn wer seit fast 70 Jahren auf dem Carlsplatz arbeitet, muss sein Handwerk einfach im Blut haben.
Die gebürtige Düsseldorferin kann sich ein Leben ohne ihren Stand "Blumenfrau" nicht vorstellen. An den Gedanken, in den Ruhestand zu gehen verschwendet die 81-Jährige bisher keine Zeit: "Das ist doch viel zu langweilig. Was soll man denn mit der ganzen Zeit anfangen. Da bin ich viel lieber bei meinen Blumen".
Seit fast 70 Jahren ist der Carlsplatz Gertrud Röckraths zweites Zuhause. Nahezu jeden Tag hat sie hier verbracht. Mittlerweile ist ihr Blumenstand aber nur noch am Dienstag, Donnerstag, Freitag und Samstag geöffnet. "Das reicht. Man muss sich ja auch zwischendurch mal ausruhen."
Auf Blumen ist die Seniorin vor rund 30 Jahren umgestiegen. Zuvor betrieb sie gemeinsam mit ihrem mittlerweile verstorbenem Ehemann einen Gemüsestand. "Unsere Ware stammte aus eigenem Anbau", sagt Gertrud Röckrath stolz. Doch nach dem Tod ihres Mann entschied sie sich gegen den Gemüseanbau: "Das ist schon sehr anstrengend und mit viel Arbeit verbunden. Deswegen schlugen mir meine Söhne vor, auf Blumen umzusteigen".
Auf dem Carlsplatz ist die 81-Jährige momentan die dienstälteste Händlerin. Über die Jahrzehnte habe sich vieles auf dem Markt verändert, sagt sie. Neben der Optik der Stände, insbesondere das Kaufverhalten der Kunden. "Heute wird anders eingekauft. Früher haben die Frauen eher nicht gearbeitet und die Familien hatten viele Kinder. Es wurden größere Mengen gekauft. Die Kunden kamen mit großen Netzen und kauften zum Beispiel sechs Pfund Spinat auf einmal. Heute sind es kleinere Portionen."
Doch nicht alles hat sich im Laufe der Jahre verändert. Einige Kunden, die Gertrud Röckrath noch aus ihrer Jugend kennt, kommen auch heute noch gelegentlich vorbei. "Das sind richtige Altstädter, die ihrem Viertel treu bleiben. Obwohl die alle noch älter als ich sind, wundern die sich darüber, dass ich immer noch auf dem Markt bin".
Marktleben hat man eben im Blut und lässt es nicht einfach hinter sich.