Buddy Casino im Interview Klavierspielen, so viel ich wollte

Sein bürgerlicher Name ist nur wenigen bekannt. Nennt man Hartmut Grabe aber bei seinem Künstlernamen, dann denken viele sofort an unvergessliche Konzerte und Filme wie "Texas" und "00 Schneider — Jagd auf Nihil Baxter".

Buddy Casino.

Foto: Hartmut Grabe

Darin übernahm der studierte Musiker an der Seite von Helge Schneider, in dessen Band er auch Orgel spielte, diverse Rollen. Unser Autor Sven-André Dreyer sprach mit Buddy Casino.

Herr Grabe, Sie haben lange im Zooviertel gelebt, bevor Sie nach Zürich gegangen sind. War es für Sie damals eine bewusste Entscheidung, in diesen Stadtteil zu ziehen? Gab es vielleicht sogar musikalische Gründe dafür?
Ins Zooviertel zu ziehen war reiner Zufall. Ich hatte dort 1982 eine sehr günstige und helle Zweizimmerwohnung an der Achenbach-, Ecke Rethelstraße für unglaubliche 400 Mark monatlich angeboten bekommen. Dort konnte ich Klavier spielen so viel ich wollte. Außerdem wohnte ein wilder Mix an Leuten im Haus. Unter mir ein Büro, die Nachbarn auf meiner Etage waren Malocher mit einem sehr gesunden Durst auf Altbier und obendrüber ein Pärchen. Die kamen meistens nachts um drei Heim und machten erst mal hörbar Liebe.

Sie kaufen, wenn Sie heute in der Stadt sind, dort noch immer Ihre Brötchen und besuchen auch Ihren Zahnarzt und Steuerberater. Sind die, Brötchen, Zahnarzt und Steuerberater, tatsächlich so gut oder ist das reine Nostalgie?
Ja, die Bäckerei Cölven an der Rethelstraße macht super Schwarz- und Kommissbrot. Die wollen immer wissen wie's mir geht und was die Kinder machen. Der Steuerberater ist spitze, und der Zahnarzt ganz besonders. Wir duzen uns mittlerweile und ich spiele auf seinen runden Geburtstagen.

Welche Orte besuchen Sie darüber hinaus, wenn Sie in der Stadt sind?
Ich gehe fast täglich ins Café Da Forno an der Schwerinstraße. Dort kenne ich die ganze Familie und Belegschaft und habe auch öfter mit den Jungs, mit Dani und Francesco, Inhaber und Musiker mit ehrlicher Leidenschaft, gespielt. Und weil meine Eltern schon vor dem Krieg auf der Schwerinstraße wohnten, habe ich dort, als ich noch im Kindergarten war, schon Eis bekommen.

Das Eisstadion an der Brehmstraße ist nur einen Steinwurf entfernt. Sind Sie in Ihrer Düsseldorfer Zeit DEG-Fan geworden?
Nee, spezieller DEG-Fan war ich nie. Ich hab's sogar gehasst, weil man dann sonntags nie einen Parkplatz bekam. Obwohl ich Eishockey liebe. Ich hatte in den 1960er-Jahren schon auf dem Fernsehgerät meiner Großeltern - wir hatten noch keinen - die legendären Schlachten um die Weltmeisterschaft zwischen der UdSSR und der Tschechoslowakei geglotzt. Ich war immer für die Tschechen, obwohl ich bis heute den russischen Eishockey-Stil für den mit Abstand elegantesten halte.

Als studierter Jazzmusiker spielten Sie mit Größen wie Pee Wee Ellis, den Weather Girls und Susanne Betancor. Einem breiten Publikum wurden Sie aber auch unter dem Namen Buddy Casino bekannt. Als solcher spielten Sie in der Band "Hardcore" von Helge Schneider und bis heute sind Sie als Musiker und Komponist für Film, Funk und Theater tätig. Kann man Sie im Umkreis bald mal wieder live erleben?
Na ja, meine Erfolge als Musiker sind ja eher bescheiden. Was am meisten Spaß gemacht hat, war jeweils eher vor dem kommerziellen Erfolg. Auch mit Herrn Schneider. Zum Beispiel hinten auf einem Lastwagen beim Ostermarsch, bei der Eröffnung eines Parkhauses in der Altstadt oder beim Moerser Free Jazz-Festival, draußen vor dem Zelt als Einlassmusik, weil man uns damals nicht reingelassen hat. Dort machte Herr Schneider auch folgende legendäre Ansage für das nächste Lied: "Wir spielen jetzt ein sehr trauriges Lied. Und damit es nicht zu traurig wird, ziehe ich mir eine lustige Perücke auf. Und dieser Unterschied ergibt: Jazz." Wann und ob ich das nächste Mal im Rheinland auftrete, kann ich nicht genau sagen. Ich bin im Moment damit beschäftigt, Stücke zu komponieren und Trompete spielen zu lernen. Von Hand gemachte Musik scheint ja eher eine vom Aussterben bedrohte Kunst zu werden, was mir aber egal ist. Ich mache weiter und spiele fürs Universum, wenn sonst keiner mehr zuhören will.