Erster Roman des Regisseurs Axel Ranisch liest
Axel Ranisch ist mit vielen Talenten gesegnet. Der 34-Jährige ist Regisseur, Schauspieler und Produzent. Er hat Opern inszeniert. Und im Februar ist sein erster Roman erschienen. "Nackt über Berlin" heißt er und wurde mit dem Debütpreis der Lit.Cologne ausgezeichnet.
Scheint so, als würde alles, was Ranisch anfasst, umgehend zu Gold. Wäre da nicht der "Tatort". Der "Tatort" ist im Leben von Axel Ranisch so etwas wie die Ausnahme von der Regel. Mit "Babbeldasch", so der Titel der Folge, bei der er Regie führte, schaffte er es 2017 sogar auf den Titel der BILD. "Schlechtester Tatort aller Zeiten" lautete die entsprechende Schlagzeile. Den Verriss hat sich Axel Ranisch in den Flur gehängt, wie er jüngst in einem Interview erzählte.
Nun also das Buch. "Nackt über Berlin". Ranischs Idee war es nicht. Vielmehr kamen zwei Lektorinnen, die einen Film von ihm gesehen hatten, auf ihn zu. Er ging mit dem Gedanken dann sehr lange schwanger. Und irgendwann hatte er eine Geschichte, die genug hergab für einen Roman. Es ist die Geschichte von Jannik und Tai, genannt "Fetti" und "Fidschi". Zwei 16-Jährige, die in die gleiche Klasse gehen. Eines Tages lesen die beiden ihren Schuldirektor Jens Lamprecht sturzbetrunken auf der Straße auf und sperren ihn in seiner eigenen Wohnung ein. Was als Scherz beginnt, gerät in der Folge schnell zu einer handfesten Entführung. "Es geht um Verantwortung und Schuld, es geht um Macht und Machtmissbrauch, aber auch um die erste Liebe, um Familienzusammenhalt und die Schwierigkeiten erwachsen zu werden", so der Autor.
Axel Ranisch erzählt gerne von denen, die außen vor bleiben. Die nicht zu den wichtigen Partys eingeladen werden. Nicht die richtigen Klamotten tragen. Und keine perfekt definierten Körper zur Schau stellen können. Und so sind auch Jannik und Tai alles andere als Hipster, vielmehr verbunden in ihrem Außenseitertum. Mit Außenseitern, sagt Axel Ranisch, kennt er sich aus. Schließlich war er selber einer. Ein dicker Junge, Kind zweier Leistungssportler. "Mein Professor Rosa von Praunheim hat immer zu uns gesagt, dass wir Filme machen sollen über Themen, von denen wir Ahnung haben, um authentisch zu sein", so Ranisch. Das hat er verinnerlicht. Und so sind seine Figuren, sei es nun in Filmen wie "Ich fühl mich Disco" und "Alki Alki" oder in dem Roman, ihrem Erfinder und Macher stets nah. Axel Ranisch ist ein Menschenfreund. Wer ihn mal erlebt hat, wird das bestätigen. Aber auch seinen Werken merkt man es deutlich an, dass es kaum eine Eigenart, einen Spleen oder Tick gibt, für den der 34-Jährige kein Verständnis aufbringen könnte. Seine Filme realisiert er seit Jahren mit einem festen Kreis von Menschen. Darunter sind auch Familienmitglieder. Ranischs Oma zum Beispiel ist so was wie der heimliche Star seiner Filme. Und auch seine Neffen schaffen es immer wieder auf die Leinwand.
Bei der Literatur hingegen muss Ranisch es ohne seine Entourage richten. Am 24. April kommt er nach Düsseldorf, um "Nackt über Berlin" im Rahmen von Dorian Steinhoffs Literaturshow "Books & Friends" vorzustellen. Das Format richtet sich an all jene, die allein bei der Vorstellung 60 Minuten mittelmäßig vorgelesen zu bekommen, bereits eingeschlafen sind. Ein Risiko, dass bei Axel Ranisch nicht besteht. Denn wenn er eins nicht ist, dann mittelmäßig.
24.4., 20 Uhr, Hotel Friends, Worringer Str. 94—96, Düsseldorf, axelranisch.de