Dem Zerstörungskreislauf entkommen

Düsseldorfs satirischem Aushängeschild, Rosenmontagszug-Designer Jacques Tilly, ist ein neuer Bildband gewidmet. Ein bissig-närrischer, aber auch persönlicher Streifzug durch das Arbeiten und Wirken des Wagenbauers.

Jacques Tilly (m.) mit dem neuen Bildband über seine Arbeit. Bei der Buchvorstellung schaute auch das aktuelle Prinzenpaar, Hanno I. und Venetia Sara, vorbei.

Foto: SP

Manfred Droste, Leiter des gleichnamigen Düsseldorfer Buchverlags freut sich schon auf den nächsten "Zoch". Er sagt: "Dann gehen bei uns in der Wohnung in der Karlstadt wieder alle Fenster zur Straße auf - und wir erwarten mit Spannung die Wagen von Jacques Tilly." Der Angesprochene sitzt neben dem Verleger, der jetzt ein Buch über den international anerkannten "Zoch"-Gestalter heraus gebracht hat.

Tilly ist Deutschlands bester Wagenbauer. Seit mehr als 30 Jahren entwirft er die Wagen für den Düsseldorfer Narrenzug, den er inzwischen zur Nummer 1 in Deutschland gemacht hat. Von Rio bis Peking werden seine Arbeiten als leuchtende Beispiele politischer Satire gewürdigt.

Das Bildband "Satire, Kunst und Karneval" gibt einen faszinierenden Einblick in den Kosmos des Künstlers Jacques Tilly. Neben Leben, Arbeiten und Hintergründen zeigt es die 77 spektakulärsten Wagen der vergangenen Rosenmontagszüge in Düsseldorf — 11 lokalpolitische Wagen, 33 Wagen zur Bundespolitik sowie 33 Wagen zur Weltpolitik.

Der närrische Kreativkopf freut sich: "Eigentlich machen wir mit dem Mottowagen-Bau ja echte 'Ex und Hopp'-Arbeit. Sie sind für den Moment - nämlich den Rosenmontagszug - gemacht, um dann zerschreddert zu werden. Mit diesem Buch schaffen es viele Motive, diesem Zerstörungskreislauf zu entkommen. Das ist toll!"

Die großformatigen Fotos der Wagen werden begleitet von Tillys Kommentaren, Bildern der Entstehung, Anekdoten zum Bau oder auch vom Presse-Echo im In- und Ausland. Dabei werden durchaus Wagen gezeigt, die es aus unterschiedlichen Gründen letztendlich doch nicht in den Rosenmontagszug "geschafft" haben.

In seinem Grußwort schreibt Ralf König aus der Sicht des Wahlkölners über die Freiheit, die Tilly in Düsseldorf genießt und die in Köln nicht möglich wäre — Stichwort Charlie Hebdo. Die Kabarettisten Jens Prüss und Jürgen Becker kommen zu Wort.

Tilly bedankt sich bei der Buchvorstellung in der Halle, wo in der heißen Phase der Session seine Mottowagen verschlossen werden, zudem bei seinem Mitarbeiter-Team ("Ohne sie wäre die ganze Arbeit überhaupt nicht umsetzbar") und den Düsseldorfer Journalisten Uwe-Jens Ruhnau, Hans Onkelbach und Christian Herrendorf für ihre Textbeiträge. Als er seinen Rosenmontagszugleiter Herrmann Schmitz fragt, wie er das Buch findet, antwortet der "sehr schön, wann krieg ich eins?" Die Beurteilung reicht Tilly: "Jetzt weiß ich auch, was ich zu Weihnachten verschenke."