König Disco Giorgio Moroder kommt nach Düsseldorf
Eigentlich wirkte er viele Jahre lang ein bisschen unnahbar, verbarg er doch sein Ich häufig hinter einer Sonnenbrille und einem mitunter - je nach Jahrzehnt - gigantisch großen schwarzen Schnurres, wenn er öffentlich auftrat.
Nicht verschlossen, prätentiös oder gar abweisend kam er rüber, aber eben unnahbar. Und verdammt cool, dieser Klangtüftler aus St. Ulrich in Südtirol, der dort 1940 als Hansjörg Moroder zur Welt kam. Eine Zeit lang arbeitete er als Musiker in Hotels und Bars und spielte dort Stücke der Beatles, bis er beschloss, lieber Produzent und Komponist als Musiker sein zu wollen, sich fortan Giovanni Giorgio Moroder nannte und eher den Platz im Hintergrund als auf den großen Bühnen der Welt suchte. Seine Stücke aber wurden zu den ganz großen Krachern, denn tatsächlich kennt jeder – ob man will oder nicht – seine Songs.
„Love To Love You, Baby“ etwa, in dem sich Frau Summer laut „Time Magazine“ 76 Mal durch die Komposition stöhnt, stammt aus den elektronischen Zauberkästchen von Produzent Moroder, und auch „Call Me“ von Blondie oder „Cat People“ von David Bowie. Und dabei hatte alles ursprünglich im deutschen Schlager begonnen: „Ich sprenge alle Ketten“ nannte sich der erste Hit, den Moroder 1967 für Ricky Shayne schrieb. Und weil der Text für dieses Lied von Schlagersänger Michael Holm erdacht worden war, bestand fortan auch eine Bekanntschaft zu Holm, die schließlich zu „Mendocino“, einem weiteren großen Hit führte. Moroder entwickelte sich zum Soundtüftler, interessierte sich früh für Synthesizer und produzierte bereits 1970, so erzählt man, den ersten deutschsprachigen Hit, in dem maßgeblich ein Synthesizer verwendet wurde: „Arizona Man“ von Mary Roos.
Und während der Text belanglos von einer unglücklichen Liebe erzählt, ist der Synthesizer diskret und doch treibend als führendes Instrument auszumachen. Das wird fortan sein Markenzeichen. Und das führt latent nicht nur zur Erfindung der Disco-Musik und zahlreicher Kult-Hits, sondern eben auch zu vier Grammys und drei Oscars, die er für seine Filmmusik für „Midnight Express“, „Flashdance“ und auch „Top Gun“ erhielt.
Was ungemein hilft, um den Lebensweg dieses Mannes zu begreifen, ist ein Stück der französischen Formation „Daft Punk“. Das trägt den Titel „Giorgio by Moroder“ und zu Beginn dieses rund 9-minütigen Stückes erzählt Moroder im Interviewstil von seinen musikalischen Anfängen. Die Interviewsequenz ist unterlegt mit einem fließenden, funk-geprägten sanften Discosound. Ein Sound, für den kein zweiter so steht wie Moroder selbst.
Unter anderem den kann man nun auch live erleben. Dann, wenn Herr Moroder in die Stadt kommt und seine Hits spielt. Unverstellt und mit kleinem Ensemble.
13.4., 20 Uhr, Mitsubishi Electric Halle, Siegburger Str. 15, Düsseldorf