Er entschärfte die Fliegerbombe in Gerresheim
"Der Baggerfahrer hat Glück gehabt, der kann heute seinen zweiten Geburtstag feiern."
Der Düsseldorfer Kampfmittelräumer Jost Leisten lehnt entspannt an der Motorhaube seines Einsatzwagens und plaudert an der Gräulinger Straße darüber, wie heute Mittag ein paar Meter weiter der Kopfzünder einer amerikanischen Bombe aus dem zweiten Weltkrieg bei Bauarbeiten abgerissen wurde. Gegen 14 Uhr hat er davon erfahren und sich von seiner schönen Parterre-Wohnung in Alt-Himmelgeist auf den Weg gemacht nach Gerresheim.
Gegen 20 Uhr soll er die Bombe entschärfen, aber noch eine Stunde vorher sind nicht alle Bürger im Umkreis von 250 Metern informiert - und die Entschärfung wird sich laut Leisten etwas hinziehen.
Positiv: "Die Bombe liegt komplett frei." Das ist eine gute Voraussetzung. "Aber später werden wir sie nach der Entschärfung erst ins Auto packen, weil da sind schon die kuriosesten Dinge passiert." Zum Beispiel, dass die Munition vom Haken fiel - "und das sieht dann nicht so gut aus." Erst danach wird die Polizei dann Entwarnung geben. Etwa 900 Menschen im Umkreis müssen ihre Wohnungen und Häuser verlassen und sich zum Beispiel in die Grundschule an der Heyestraße begeben.
Jost Leisten ist 57 Jahre alt, ein kleiner Brillant steckt in seinem Ohrläppchen, seit 35 Jahren arbeitet er für den Räumdienst und seit 20 Jahren entschärft er Bomben. "Der Zünder sieht aus wie neu, wenn man den Dreck abgekratzt hat." Dieser ist aus Eisen, während englische aus Messing sind. Die Baugrube der Wogedo haben sie zum Teil im südlichen Bereich untersucht und ein paar Splitter gefunden. Doch direkt an der Grundstücksgrenze in der Mitte waren die Bauarbeiten schon in vollem Gange. Dort hat man jetzt den Sprengkörper freigelegt.
Der braun gebrannte Kampfmittelräumer ("wir sind ja immer an der frischen Luft") sieht seinen Auftrag gelassen. Technische Hilfsmittel will er nicht einsetzen. "Doch nicht bei einer amerikanischen Bombe." Bei englischen Sprengkörpern können sich dagegen am Zünder Kristalle gebildet haben, die beim Herausziehen wie die Reibfläche einer Streichholzschachtel wirken.
Was ihn mehr interessiert, ist, dass er schon im Web bewundern kann, wie er in der Baugrube an der Gräulinger Straße die Erde vom Zünder kratzt. Sein Kollege von der Feuerwehr bestätigt: "Wir sind noch nicht zurück auf der Wache, da kann man die Filmchen schon im Internet sehen." Was Jost Leisten aber gar nicht leiden kann: "Schon ein paar Mal wollten Leute Kameras aufstellen. Aber ich lass mir nicht in die Karten gucken." Da werden dann ein paar Schirme aufgespannt - und fertig.
(Der Autor schreibt diese Zeilen aus der 250 Meter-Zone, also aus dem Gefahrenbereich A, sieht fast die Stelle, wo die Bombe liegt, zumindest aber den Kran, an dessen Fuß sie gefunden wurde und entschärft werden soll. Ein richtiges Gefühl von Gefahr will sich allerdings nicht einstellen - wahrscheinlich, weil man noch nie in dieser Situation war, und weil Jost Leisten einfach tough aussieht und seinen Job versteht).
Um 20.36 Uhr gibt die Feuerwehr bekannt, das alles erfolgreich verlaufen ist.