Open Source Festival Düsseldorf „Es hat nicht mehr gereicht“

Seit vergangenem Freitag steht das Ende des „Open Source Festivals“ fest. Philipp Maiburg ist der künstlerischer Leiter. Wir haben mit ihm über ethische Limits, das Einsammeln von Zigarettenkippen und Geld, Geld, Geld gesprochen.

Das Open Source-Festival auf der Galopprennbahn befindet sich auf der Zielgeraden – 2019 läuft es zum letzten Mal.

Foto: Sebastian Wolf

Lassen Sie mich mit einer Frage eröffnen, die ansonsten gerne nach Niederlagen im Fußball gestellt wird: Woran hat‘s gelegen?

Wir haben das Ganze einfach nicht mehr finanziert bekommen. Ein Open-Air-Festival ist nun mal ein teures Unterfangen. Und sehr risikoreich dazu. Unsere Kosten sind zuletzt um jährlich rund sieben Prozent gestiegen. Gleichzeitig waren die Einnahmen aus Förderung, Sponsoring und Ticketverkauf rückläufig. Nachdem das ganze Team monatelang Sponsoren-Akquise betrieben hat, haben wir uns vor sechs Wochen zusammengesetzt und uns die Entwicklung genau angeschaut. Da wussten wir schon, dass es schwer wird. Wir haben dann noch mal alles versucht, an allen Rädern gedreht. Aber Ende vergangener Woche war klar: Es reicht nicht.

Wie hoch sind die Produktionskosten für das Open
Source 2019?

Genau 639.539 Euro. Dazu kommt dann noch der Congress. Für beides zusammen sind wir bei etwa 750.000 Euro.

Wie viel davon machen die Künstlergagen aus?

Die liegen bei circa 110.000 Euro. Das ist übrigens ein Bereich, bei dem wir die Kosten über die Jahre stabil halten konnten, obwohl die Gagen allgemein exorbitant gestiegen sind. Wir haben uns schon seit 2015 nicht mehr auf die Headliner-Schlacht eingelassen, sondern stattdessen immer relativ spitz gebucht.

Was sind abgesehen von den Gagen die wichtigsten Kostenfaktoren bei einem Festival?

Teuer macht das Ganze in unserem Fall in erster Linie die Umnutzung von einer Rennbahn zu einem Festival-Gelände. Dazu kommt die Technik, auf deren Qualität wir viel Wert legen. Seit den Anschlägen auf das Bataclan in Paris und den Berliner Weihnachtsmarkt sind auch die Kosten für Security, Absperrungen und so weiter teurer geworden. Dazu kommt, dass es beim Sponsoring natürlich ethische Limits gibt. Ich kann nicht Kindern bis zwölf Jahren freien Eintritt gewähren und dann einen Marlboro-Truck aufbauen.

Wie hat die Stadt Sie unterstützt?

In diesem Jahr haben wir 103.000 Euro bekommen. Beantragt hatten wir mehr, weil bei uns ja, wie schon erwähnt, die Kosten kontinuierlich steigen. Als unserem Antrag nicht in voller Höhe entsprochen wurde, habe ich noch mal mit allen möglichen Leuten von der Stadt gesprochen, um Möglichkeiten auszuloten. Wenn also jetzt behauptet wird, wir hätten kein konkretes Hilfsangebot gestellt, stimmt das einfach nicht.

Sie haben das „Open Source Festival“ 14 Jahre lang gemacht. Was waren für Sie persönlich die unvergesslichen Momente, in positiver wie negativer Hinsicht?

Da gibt es einige. Fest steht: Nichts in meinem Leben hat mich auch nur annähernd so an meine Grenzen gebracht. Das ging schon im ersten Jahr los. Als wir nach einem total verregneten Festivaltag und mehreren Nächten ohne Schlaf das Gelände des Strandbad Lörick übergeben wollten und vorher noch jede Zigarettenkippe einzeln aus der durchnässten Wiese zupfen mussten.

Genau so stellt man sich ja das glamouröse Leben eines Festival-Machers vor.

Ja, oder? Aber es gab natürlich auch wahnsinnig schöne Momente: Die schwedische Band Slagmålsklubben forderte etwa das Publikum auf, in den See auf dem Gelände in Lörick zu springen. Die DLRG war mit einem kleinen orangen Ruderboot vor Ort und sah plötzlich eine Horde sich ausziehender Kids auf sich zurennen und in den See springen. Obwohl da natürlich Badeverbot herrschte, wegen laichender Fische. Ein anderer starker Moment war das DJ-Set von Jamie XX, ein Künstler, der heute die Hälfte unserer gesamten Gagen für ein Jahr verschlingen würde. Während seines Sets 2011 schauten plötzlich alle in ihre Handys, gleichzeitig setzte leichter Regen ein. Das war der Zeitpunkt, als die Todesnachricht von Amy Winehouse die Runde machte.

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