Kinder-Respekt-Kampagne „Nimm mich wahr!“ gestartet Im Alltag beachten!
Neulich in der Eisdiele: das 10-jährige Mädchen wartet, um seine Bestellung zu machen - wird aber nicht bemerkt. 10 Minuten lang. Dann geht es frustriert nach Hause und berichtet dort traurig. Für die Mutter eine Art Initialzündung...
Stadtwerke-Vorständin Dr. Charlotte Beissel hat auch deshalb die Schirmherrschaft über die jetzt gestartete Kampagne zum respektvollen Umgang mit Kindern - Titel „Nimm mich wahr!“ - übernommen, weil es ihr Kind war, „dass da völlig aufgelöst nach Hause kam.“ Die Tochter hatte sich von ihrem erstmals ausgezahlten Taschengeld eine Erfrischung kaufen wollen, erzählt Beissel im Rahmen der Vorstellung des Projekts des Kinderschutzbundes Düsseldorf. Mit dabei sind KiBu-Vorsitzender Dr. Hauke Duckwitz und Kampagnen-Mitentwicklerin Anke Teesselink, gleichzeitig Leitung des Familien-Cafés am Sana. „Ich bin dann mit meiner Tochter zurück zur Eisdiele gegangen, um den Vorfall noch einmal ruhig zur Sprache zu bringen“, so Charlotte Beissel. „Kinder müssen in der Stadtgesellschaft besser wahrgenommen werden, dazu gehört, sie im Alltag zu beachten. Denn wenn man als Kind merkt, dass die eigene Stimme überhört wird, hat das eine Auswirkung.“
Die belegt Hauke Duckwitz anhand empirischer Daten: Beim jüngsten Kinder-Report des Kinderhilfswerks hätten 88 Prozent der Befragten im Zusammenhang mit dem Thema Demokratiezufriedenheit zugestimmt, dass Ihnen wenig Respekt zuteil wird bzw. wenig Meinungsaustausch stattfindet. 77 Prozent sahen in den Erwachsenen keine Demokratie-Vorbilder. Duckwitz: „Hinzunehmen kann man auch eine Jugendbefragung in Düsseldorf aus dem Jahr 2019 - demnach bestätigte nur ein Drittel, das es gesehen werde, wenn man etwas gut gemacht habe.“
Ernüchternde Zahlen für Duckwitz, der sagt: „Aus unserer Sicht brauchen wir eine Gesellschaft, in der Kinder gehört werden. Wir prägen unser Gemeinwesen dadurch, wie wir Kinder wahrnehmen und mit ihnen umgehen. Für Anke Teesselink gibt es einen Indikator: „Wenn ich mit Jüngeren interagiere, kann ich mich immer fragen - würde ich so auch mit einem Erwachsenen sprechen?“
Für die aktuelle Aktion konnte man erneut die Cartoonistin Renate Alf gewinnen. Der Kinderschutzbund blickt auf einige Kampagnen in der jüngeren Vergangenheit zurück. „Da ging es in einer kleineren Aktion etwa um das Thema Trennung und Scheidung“, erzählt Hauke Duckwitz, „2021 war Bindung das Stichwort, Kampagnentitel ‚Halt mich!‘, und 2023 war Bildung an der Reihe - Motto ‚Zeig’s mir!’“. Nun also „Nimm mich wahr!“ Anke Teesselink: „Wir sind in der Bildsprache diesmal etwas witziger, salopper unterwegs - mit einem Augenzwinkern und in öffentlichen Alltagssituationen.“ Angesprochen seien beileibe nicht nur Eltern, sondern alle Menschen, die im öffentlichen Raum mit Kindern zu tun haben.
Man wolle dafür sensibilisieren, Kinder wirklich zu sehen, ihnen zuzuhören, in eine Beziehung auf Augenhöhe zu gehen, fasst Hauke Duckwitz zusammen. „Nur wer Respekt erlebt hat, wird mit sich selbst und anderen Menschen ebenso respektvoll umgehen können.“