Acht „verrufene“ Orte im Stadtteil Gefährliches Oberbilk?
Ende Mai hat die Landesregierung, einer Verpflichtung durch den Verfassungsgerichtshof folgend, eine polizeilich erstellte Liste „gefährlicher und verrufener Orte“ in NRW veröffentlicht.Für Düsseldorf enthält die Liste 14 namentlich genannte Straßen und Plätze, davon allein acht im Stadtteil Oberbilk, die übrigen im unmittelbar angrenzenden Bahnhofsviertel.
Dazu haben sich jetzt VertreterInnen der Oberbilker Zivilgesellschaft sowie aus parlamentarischen Gremien in einer „Oberbilker Erklärung“ geäußert. „Die Einstufung von Straßen und Plätzen als ‚gefährlich und verrufen‘ entspricht nicht der gelebten Wirklichkeit in Oberbilk! Oberbilk ist ein lebenswerter multikultureller Stadtteil. Die in der Liste genannten Orte sind nicht gefährlich in dem Sinn, dass man dort Angst um Leib und Leben oder Sorge haben müsste, Opfer einer Straftat zu werden.“ Die Polizei müsse sich fragen lassen, warum sie in ihrem internen Sprachgebrauch überhaupt diskriminierende Bezeichnungen wie „gefährlicher und verrufener Ort“ verwende, die in Oberbilk ungute Erinnerungen an die historische Stigmatisierung des Stadtteils als ‚Hinterhof‘ der Stadt weckten.
Besorgnis hätte zudem ausgelöst, dass von politisch rechter Seite Kriminalität oft mit einer verfehlten Migrations- und Integrationspolitik in Verbindung gebracht wird. Gerade dadurch fühlten sich MitbürgerInnen mit Migrationsgeschichte bedroht. „Die lange Reihe fremdenfeindlicher Anschläge der jüngeren Vergangenheit in Deutschland zeigt, dass ihre Sorge, Worten könnten dann auch Taten folgen, keineswegs unbegründet ist.“
Die Unterzeichner der „Oberbilker Erklärung“, zu denen unter anderem der Runde Tisch Oberbilk gehört, ein seit 2017 bestehendes Netzwerk von Initiativen, Organisationen und engagierten Einzelpersonen, die sich für das gedeihliche Zusammenleben im Stadtteil einsetzen, sowie der Oberbilker Bürgerverein, der in seinem Bemühen um bürgerschaftliches Engagement auf eine 150jährige Tradition zurückblicken kann, stellen fest: „Oberbilk kann ein Zukunftsmodell dafür sein, wie Menschen trotz aller Verschiedenheit Wege und Formen eines friedlichen und toleranten Miteinanders finden können“.