Streit um neue Domainendungen
2014 war das Jahr der neuen Domainendungen. Seit dem Frühjahr bescherte uns das Mammutprojekt der globalen Adressverwaltung ICANN Hunderte neue Internetkürzel wie .berlin, .bike oder .reise. 2015 sollen weitere Domains folgen.
Doch die Vergabe verläuft nicht konfliktfrei.
Welche Inhalte sollen sich künftig hinter Adresskürzeln wie .kinder, .gay und .catholic verbergen? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Netzwelt seit Ende 2014. Die Vermarktung der neuen, "sprechenden" Domainendungen läuft auf Hochtouren. Die Tage der eher technisch anmutenden Kürzel wie .de, .com oder .org sind gezählt. Im Portfolio namhafter Domainanbieter wie 1&1 finden Interessierte eine große Auswahl neuer Endungen, die das Gesicht des Internets verändern werden — da ist sich die Branche sicher. Nicht so klar hingegen ist die Frage, wer die Kontrolle über die Domains haben wird, die 2015 auf den Markt kommen. Großes Konfliktpotenzial bieten dabei vor allem die folgenden Endungen.
Still und heimlich hat sicher der italienische Naschwerk-Gigant Ferrero die .kinder-Endung unter den Nagel gerissen. Das musste der Deutsche Kinderschutzbund etwas verspätet aber mit großen Schrecken feststellen. Der Ferrero-Konzern plant mit der Domainendung, der beliebten, gleichnamigen Produktlinie einen standesgemäßen Auftritt im Internet zu verschaffen. Derzeit laufen technische Tests. Im Netz ist die Endung jedoch noch nicht. Der Kinderschutzbund hat sich nun an die Kinderkommission des Bundestags und die Familienministerin gewendet um eine Markenendung .kinder politisch abzuwenden.
Wer .gay in die Adressleiste eintippt, sollte ausschließlich auf Internetseiten queerer Organisationen gelangen. Das findet zumindest die amerikanische dotgay LLC und hat sich für eine Community-Bewerbung bei der ICANN um die Unterstützung verschiedener schwul-lesbischer Organisationen bemüht. Gebracht hat dieses Engagement wenig. Der Community-Status wurde von der ICANN nicht erteilt. Begründung: Der Begriff "gay" beschreibe die angemeldete Gruppe nur unzureichend. Die dotgay LLC hat inzwischen Einspruch eingelegt.
Nur der Vatikan soll bestimmen dürfen, wer sich im Internet mit dem Kürzel .catholic sowie mit der chinesischen, russischen und arabischen Übersetzung dessen schmücken darf. Die saudische Regierung hält diesen Anspruch für ungerechtfertigt: Katholiken gebe es überall auf der Welt und diese fühlten sich nicht alle dem Vatikan als höchste Instanz verpflichtet. Der Einspruch wurde nach Prüfung durch die ICANN jedoch abgewiesen. Der Vatikan befindet sich derzeit noch in Verhandlungen mit der Organisation. Saudi Arabien beanstandete neben der .catholic-Domain zudem eine Reihe weiterer Domains.