Düsseldorfer Farbenspiele - Die Rathauskolumne Von Rügen und Rudelgoogeln

Die letzte Ratssitzung vor den Sommerferien - da kann man die Politik ja manchmal vor lauter Bäumen nicht sehen.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf/ Ingo Lammert

Obwohl - Politik und Bäume geht in Düsseldorf ja immer. Gehen wir also gleich ans Eingemachte: Hat man die 60 Bäume, die auf dem Messeparkplatz ausgebuddelt und umgesiedelt wurden, schon wieder eingepflanzt? Will die Tierschutzpartei wissen. Ed Sheeran singt ja nun schließlich da, wo mancher nicht tot überm Zaun hängen möchte.

Wir lernen: Im belaubten Zustand sind die Bäume nicht umzupflanzen. Aber sie sind "in einem vitalen Zustand" und sind bis spätestens Ende März 2019 zurück. Wir wollen nicht kleinkrämerisch sein. Aber wenn die Bäume mit Laub eigentlich nicht umgesiedelt werden können, wieso wurden sie dann ausgegraben? Hatte da noch jemand ein Döschen Agent Orange im Giftschrank?

Die Grünen befassen sich mit dem "Abmähen liebevoll bepflanzter Baumscheiben", die wohl gerne mal im Zuge der städtischen Grünpflege rasiert werden. Kleine Schilder sollen künftig Patenschaften von Bürgern deutlich machen. Dann kann der Mann mit dem Mäher die Spreu vom Weizen trennen. Und das Unkraut vom Blümchen. Sie merken schon: Die Landeshauptstadt hat wirklich große Probleme.

Schon fast nebenbei werden gleich vier weitere Schulbauprojekte verabschiedet. Das läuft wirklich.

Von der höheren Baumschule zur letzten Woche vor den Ferien. Da gibt's Noten. Und vielleicht auch noch einen Eintrag ins Klassenbuch. Den hätte - wäre es nach SPD-Fraktionschef Markus Raub gegangen, sein Kollege Rüdiger Gutt von der CDU bekommen. Eine Rüge sollte es gar sein. Gutt hatte sich auf einen Pressebericht bezogen.

Demnach hatte Oberbürgermeister Thomas Geisel in dem Rechtsstreit zwischen einer Ordnungsamtsmitarbeiterin und dem Streetworker Oliver Ongaro, bei dem die Frau Ongaro wegen Körperverletzung angezeigt hatte, nachfragen lassen, ob die städtische Mitarbeiterin die Anzeige nicht fallen lassen wolle. SPD, Linke und Grüne ergingen sich in einem mittelprächtigen Tobsuchtsanfall.

In Zeiten "breiter Tendenz zu Gewalt gegen Beamte" sei das Verhalten des Oberbürgermeisters ein Unding so Gutt. Auch die Antworten von Rechtsdezernent Christian Zaum reichten der CDU nicht.

Tatsächlich fehlte in der Antwort die Begründung, warum das Gespräch mit der Frau gesucht wurde. Der Oberbürgermeister verwies darauf, dass die Arbeit des Ordnungsdienstes ebenso wichtig sei, wie etwa die Arbeit von fiftyfifty, für die Ongaro unter anderem tätig ist.

Und dann zauberte Gutt auch noch Bilder aus dem Hut, die gerade in Eller aufgetaucht waren. Üble Hetzplakate gegen den Ordnungsdienst, der als "Obdachlosenschikanierdienst" diffamiert wird.

Das wäre jetzt der Zeitpunkt gewesen, zu dem sich alle gemeinsam hätten empören können. Rüdiger Gutt präsentierte die Bilder wie der schneidige Staatsanwalt in einem amerikanischen Gerichtsfilm.

Das empörte offenbar wesentlich mehr. "So geht es nicht", rief Markus Raub, und forderte den OB auf, Gutt endlich zu rügen. Der würde seine Worte nicht wählen, würde blindlings behaupten. Die Sache ging mal wieder im Tumult unter. Schade. Denn hier hätte man sich klare Kante gewünscht.

Von der Rüge wurde abgesehen. "Ich käme ja sonst aus dem Rügen hier gar nicht mehr heraus." Bei diesem Sommertheater lässt Otto grüßen: "... ihnen wird zur Last gelegt, sie hätten an dem Mast gesägt!"

Vom harten Hund zum Familienmenschen ist in der CDU der Weg nicht weit. "15 Jahre haben wir für Familien viel auf den Weg gebracht mit den Oberbürgermeistern Joachim Erwin und Dirk Elbers." Spielplätze seien saniert oder auch komplett neu errichtet worden. Nun fehle ein Internetportal, wo junge Eltern gleich sehen könnten, welcher Platz für welche Altersgruppe was zu bieten hat. Eine App vielleicht.

Was soll man sagen? Gutt kommt nicht an.

"Quatsch", befindet Angelika Kraft-Dlangamandla von den Linken. "Über Google dauert das eine Sekunde", empfiehlt Monika Lehmhaus von der FDP. Und Clara Gerlach von den Grünen, selbst junge Mutter, fügt hinzu: "Ich kann Ihnen sagen, dass die Informationen ausführlich sind." Es gebe eine Vielzahl von Portalen. Zur Familienfreundlichkeit Düsseldorfs trage der Antrag der CDU nichts bei.

Man könnte den Vorschlag der CDU aber doch ruhig mal positiv aufnehmen. Ihn lächerlich machen und gleichzeitig nicht wissen, was auf den Seiten der Stadt zu finden ist...

Herr Gutt schmollt. Und möchte mit den anderen ein bisschen Rudelgoogeln. Vielleicht klappt das ja nach der Sommerpause.