Dirk Lenzen macht Hunde zu Stars

Er ist kein Hundeflüsterer, aber einer, der die Vierbeiner versteht. Dirk Lenzen beseitigt Missverständnisse zwischen Hunden und Haltern. Und er trainiert Hunde für filmreife Auftritte.

Macht Hunde fit fürs Fernsehen: Dirk Lenzen.

Foto: ho

Amy ist blitzgescheit. Auf Handzeichen reagiert die Labradorhündin. Drehen, tot stellen, Pfote geben. Yorkshire Terrier Dusty und Senior Hookie gucken sich Amys Kunststückchen interessiert an. Wobei Hookies Augen nicht mehr die besten sind.

Der kleine Dusty ist ein echter Charmebolzen.

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Die kleine Hündin wird 17 Jahre alt. "Die letzte aus meinen Rudel", sagt Dirk Lenzen, der ursprünglich drei der kleinen Wuschel hatte. Die beiden anderen sind ähnlich alt geworden. Keine Frage, der Mann kann einfach mit Hunden.

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Wir treffen den Filmtiertrainer auf seinem Trainingsgelände in Lörick. Zwischen Paradieshafen und Freibad. Lenzen ist ein kerniger Typ. Dreitagebart, wettergegerbt, Zigarette. Er lacht gerne. Und er erzählt gerne.

Hinter einem Zaun sitzen Voice und Devil, zwei Malinois. Belgische Schäferhunde. Voice ist ein 13-jähriges Weibchen und ruht in sich. Devil sieht ein bisschen aus, als wollte er seinem Namen "Teufel" alle Ehre machen. Doch als Dirk Lenzen zu ihnen geht, wird sogar Devil zur Schmusebacke.

Mit Schäferhunden fing bei Dirk Lenzen eigentlich alles an. "Ich hatte zwei. Senta und Asko. Aber ich war einfach nur ein dummer Hundehalter. Bis 1986."
Lenzen zündet sich eine Zigarette an und schweigt einen Moment bedeutsam. "Dann habe ich ein Buch gelesen aus dem Jahr 1956." Er will und wird nicht verraten, welches Buch das war. Aber es öffnet ihm die Augen über Menschen und Hunde. Er erkennt seine eigene Neigung, seine Hunde zu vermenschlichen.

"Dabei musste ich einsehen, dass meine Hunde weder ein schlechtes Gewissen kennen, noch zu Trotzreaktionen fähig sind." Und dann fügt er lachend hinzu: "Ich habe mich erst einmal bei meinen eigenen Hunden entschuldigt. Verrückt, oder?" Um dann mit der für ihn entscheidenden Erkenntnis weiter zu machen: "Den treuen Begleiter, den erziehst du dir selbst."

Mit der Erkenntnis kommt ein neues Verständnis für den Hund.
"Auf einmal konnte ich Pipi auf dem Boden entschuldigen. Oder das zerkaute Lenkrad im Auto. Ich verstand aber auch, wann ich sachlich Paroli bieten muss." Für Dirk Lenzen eine "neue Fairness" im Umgang mit seinen Hunden. Das beeindruckte einen Bekannten wiederum so sehr, dass der Lenzen bat, ihm bei seinen Hunden zu helfen. Für Geld. Und so wurde aus dem "dummen Hundehalter" 1996 der Mann mit der Hundeschule "Animalstar".

Einer der mit Problemhunden kann und der Hunde fit für den Film-Dreh macht.
Amy, die blitzgescheite sechsjährige Labradorhündin etwa, die Lenzens Mitarbeiterin Melanie Abulasky gehört, ist ein echter TV-Profi. Sie hatte schon Rollen in "Tatort", "Helen Dorn" und "Alles was zählt".

So ein paar Sachen, die regen Lenzen bis heute aber auch richtig auf. Wenn Leute ihrem Hund Tennisbälle zum Spielen geben etwa. "Das ist eine Katastrophe! Die Kunstfasern setzen sich zwischen den Zähnen fest, können sogar ins Zahnfleisch einwachsen. Finger weg!"

Auch bei quietschendem Hundespielzeug kommt ihm die Galle hoch. "Wer seinen Hund dazu animiert, beim Quietschen weiter ins Spielzeug zu beißen, nimmt ihm die Beißhemmung bei Welpen!" Wenig Verständnis hat der Hunde-Spezialist auch dann, wenn Halter von ihren Hunden menschliches Verhalten erwarten.

Er erzählt von dem Fall, wo ein Ehepaar für seinen Vierbeiner ein sündhaftes teures Hundebettchen anschaffte, und das, weil es so fabelhaft zu den Möbeln passte, an völlig anderer Stelle aufstellte, als der Vierbeiner bislang zum Schlafen gewohnt war. Der Hund drehte am Rad, die Besitzer gingen zum Profi — und bekamen erstmal erklärt, dass der Hund seinen Stammplatz dem Designermöbel vorzieht. Denn ein glückliches Hundeleben braucht kein edles Designer-Körbchen, sondern verständige Zweibeiner...