"Ecce Homo - Seht da ist der Mensch" in der Bunkerkirche Gelungene Zwiesprache zwischen Geschichte und Gegenwart
Ausstellungen in der Heerdter Bunkerkirche haben immer eine ganz besondere Atmosphäre. Weil der Ort so eigentümlich und in Düsseldorf so absolut einzigartig ist. Jetzt wurde die Ausstellung "Ecce Homo - Seht, da ist der Mensch" von Gert Weber und Lutz Müller-Bohlen eröffnet.
Wir hatten im Vorfeld einige Bilder gesehen. Keine leichte Kost. Keine fröhlichen Bilder. Die Fotos von Müller-Bohlen aus Konzentrationslagern berühren in ihrer Sachlichkeit. Die Bilder von Gert Weber entwickeln eine fast unheimliche Sogwirkung in ihrem feinen Detailreichtum.
"Hallo", ruft eine fröhliche Kinderstimme, als wir die Ausstellung betreten wollen. "Die Bilder sind von meinem Papa und von Gert." Man steht einem Bild aus dem Zyklus "Todesmarsch" von Weber gegenüber und muss erst einmal lachen. Der Knirps ist Jacob, der Sohn von Lutz Müller-Bohlen. Und er durfte auch zwei Bilder von Papa hängen. Auf Kinder-Höhe. Es sind nur wenige Gäste an diesem Freitagabend. Die beiden Künstler freuen sich über jeden, der kommt.
Einen Tag vor Ausstellungseröffnung haben sie sich zum allerersten Mal persönlich kennengelernt. Davor gab es nur Kontakt über Facebook. Der Antifaschismus ist von Anfang an ihr gemeinsamer Nenner. Räumlich wird die erste gemeinsame Ausstellung eine Herausforderung.
"Wir wollten eigentlich die Kammern als Ausstellungsräume nutzen", sagt Weber. 2011 hatte er zuletzt in der Bunkerkirche ausgestellt. Da gab es aber auch die Türen aus Holzlatten noch nicht an den Kammern. "Jetzt sieht das aber aus wie Abstellräume."
Schnell waren er und Müller-Bohlen sich einig: "Wir benutzen den Gang!" Und so wird der gewundene Gang in die tiefer gelegenen Bunker-Räume zur Galerie. Die Bilder sind beinahe durchweg kleinformatig, die Bilder von Weber dabei extrem detailreich. Man muss sich Zeit nehmen für jedes einzelne Bild. Und wundert sich wie schnell der Bogen zum Hier und jetzt funktioniert.
Webers Todesmarsch-Bilder etwa bekommen mit den Nachrichten-Bildern von Terror, Krieg, Vertreibung und Flüchtlings-Elend ganz schnell einen aktuellen Bezug. Gleiches gilt für seine großformatige Arbeit "Vertreibung".
Die überdauernde Nazi-Ästhetik, die Müller-Bohlen im Berliner Olympiastadion einfängt, lässt erschaudern. Mit dem gleichen präzisen Blick filtert er die Schwachstellen unserer Gesellschaft. Etwa dann, wenn eine Obdachlose vor der Auslage von Gucci campiert. Eine gelungene Zwiesprache zwischen Geschichte und Gegenwart. "Du musst schreiben, dass hier Bilder von meinem Papa hängen", sagt der Knips zum Abschied. "Und von Gert."
Wird gemacht!