Ausstellung erinnert an Atomkraft-Opfer Die Bedrohung am Badestrand

Eine Foto-Ausstellung im Gerhart-Hauptmann-Haus, die noch bis in den mai läuft, erinnert an die Opfer von Atomkraft und Krieg.

Badegäste am Strand des Mihama-Atomkraftwerks.

Foto: Kenji-Higuchi

Am 11. März 2011 um 14:47 Uhr Ortszeit bebte in Japan die Erde — und zog eine verhängnisvolle Kettenreaktion nach sich. Das sogenannte Tohoku-Erdbeben, das schwerste überhaupt in der Geschichte des Landes, löste einen Tsunami aus, in dessen Folge es wiederum im Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi zu einer nuklearen Katastrophe kam. Wochenlang bestimmten die Bilder aus der Präfektur Fukushima die Nachrichten in aller Welt und befeuerten nicht zuletzt in Deutschland die Debatte über den Ausstieg aus der Kernkraft neu.

2019 jährt sich die Dreifach-Katastrophe zum achten Mal. Anlässlich des Jahrestags zeigt das Gerhart-Hauptmann-Haus derzeit eine Ausstellung mit Werken des japanischen Foto-Journalisten Kenji Higuchi. Seine Sujets: Opfer von Nuklearenergie und Krieg. Higuchi, der Professor für Fotografie an mehreren Institutionen in Tokyo war, beschäftigen diese Themen bereits seit Jahrzehnten. Schon in den 1970er Jahren begleitete der Fotograf japanische AKW-Leiharbeiter, die unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten und großer Gefahr ausgesetzt waren.

Des Weiteren dokumentierte er die Nachwirkungen der Giftgasproduktion auf der vor Hiroshima gelegenen Insel Okunoshima. Eine heikle Mission, ist doch laut Genfer Vertrag die Verwendung von Giftgas untersagt. Nicht zuletzt deshalb wurde die Existenz der Fabrik streng geheim gehalten, die Insel sogar von der japanischen Landkarte gestrichen. Auch nach der Nuklearkatastrophe im AKW Fukushima-Daiichi verschaffte sich Higuchi Zugang zum Unfallort. Dort hielt er die Arbeiten der Liquidatoren fest, die extrem hohen Dosen Radioaktivität ausgesetzt waren. Bis heute dokumentiert er das Schicksal dieser Menschen.

Und so zeigen Kenji Higuchis eindrucksvolle Fotografien die Schattenseiten des rapiden Wirtschaftswachstums in Japan, die Umweltschäden und die damit verbundenen Erkrankungen der Bevölkerung. Die Aufnahmen des Foto-Journalisten halten verstrahlte Arbeiter in den AKWs fest, dokumentieren verfälschte Strahlendosis-Daten oder Badegäste am Strand des Mihama-Atomkraftwerks. Angesichts der Aufnahmen wird einem die Bedrohung, die zuletzt medial nicht wirklich präsent war, schlagartig wieder bewusst.

Ebenso wie die Tatsache, dass das Problem kein nationales, sondern ein globales ist. Deutschland hat zwar bereits kurz nach dem Unglück in Japan den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen. Aber viele andere Länder halten weiterhin an der Atomkraft fest. Dass ausgerechnet Japan darunter ist, ist dabei besonders schwer nachvollziehbar.