Hüpfen! Skinny Lister im Zakk in Düsseldorf
Flingern · Die Hipster-Pogues — mit diesem Etikett sind Skinny Lister im Laufe ihrer Karriere immer wieder mal versehen worden.
Das mag zum einen an der Art und Weise liegen, wie sich die Musiker auf den offiziellen Bandfotos inszenieren: Ein lässiger Style, der zwar selbstironisch wirkt, gleichsam aber nichts dem Zufall überlässt. Zum anderen hat der Vergleich natürlich musikalischen Hintergrund: Galten die Iren von The Pogues in den 1980ern als Begründer des Folk-Punks und als mitreißende Live-Performer, so sind ihnen die Briten von Skinny Lister würdige Erben.
Der Legende nach formierte sich die Band 2009 im Umfeld der wöchentlichen Folk-Sessions eines Londoner Pubs, inspiriert von den dort häufig gespielten Trink- und Seemannsliedern. Auf eine EP folgten bis heute drei Alben. Kategorie: Eingängiger Folkrock mit Punk- und Rockabilly-Einschlägen. In den meisten ihrer Songs erzählen Skinny Lister Geschichten über Leid und Liebe — skurril, derbe und humorvoll. Nur auf der aktuellen Single wird es ausnahmsweise politisch: "Thing like that" ist aus der um mehrere neue Songs aufgestockten Deluxe-Edition des 2016er Albums "The Devil, the Heart and the Fight" ausgekoppelt worden. Das Stück sei, so die Band, eine Art unfreiwillige und quasi unvermeidbare Antwort auf den Brexit und die Wahl den US-Präsidenten Donald Trump.
Zwar haben die sechs Londoner schon diverse Open Air-Festivals erfolgreich bespielt — in Deutschland unter anderem das renommierte Haldern Pop, doch am besten wirkt ihr Sound immer noch in kleinen bis mittelgroßen Locations. Genau wie einst den Pogues eilt Skinny Lister der Ruf einer hervorragenden Live-Band voraus. Und so dürfte sich das Zakk, einzige NRW-Station der aktuellen Deutschland-Tour, für einen Abend in einen britischen Pub verwandeln.
Der übliche Ablauf: Sänger und Gitarrist Daniel Heptinstall gibt den Ton an. Sam Brace an der Gitarre, Scott Milsom am Kontrabass und Thomas Mills am Schlagzeug sorgen für den Rhythmus. Spätestens beim zweiten Stück hat das Sextett das Publikum auf seiner Seite. Während ihr Bruder Maxwell seinem Akkordeon das Maximum abverlangt, rast Lorna Thomas, die zweite Stimme der Band, ausgelassen über die Bühne, erklettert den Kontrabass ihres Kollegen, schenkt aus einem großen Krug eine Flüssigkeit an die Zuschauer aus, bei der es sich um Schnaps handeln könnte. Zwischendurch begibt sie sich — trotz Kleid — zum Crowdsurfen in die Menge. Kurzum: Band und Fans verschmelzen zu einer wilden Feier-Meute. Party mit Pogo. Hüpfen, klatschen, mitsingen. Und wenn die Show vorbei ist, wird sich der eine oder die andere am Merchandising Stand eine CD oder ein T-Shirt von Skinny Lister kaufen, um die Erinnerung an dieses grandiose Live-Erlebnis zu konservieren.