Auf einem Sommerrundgang im Botanischen Garten der Uni Lotoseffekt und Lauch
Pflanzenpracht, soweit das Auge reicht: Der Sommer hat im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) seine Spuren hinterlassen. Ein Weg in die Nutzpflanzenabteilung lohnt sich ganz besonders, aber auch sonst sind viele botanische Kleinode zu finden. Der Botanische Garten hat täglich geöffnet.
Gerade die Nutzpflanzenabteilung habe von den gelegentlichen Regentagen Ende Juni und aktuell profitiert, so HHU-Sprecher Arne Claussen. Verschiedene Kohlsorten sind zu finden, die Zucchinis setzen Blüten an, aus denen dann die Früchte entstehen. Aber auch Exoten wie drei kleine Papayabäumchen sind zu finden; in diesem Jahr sind aber noch keine Früchte zu erwarten.
Besonders auffällig sind die kräftig-violetten Blüten des Schlaf-Mohns . „Es handelt sich hier um eine Sorte, die keine Opiate enthält“, sagt Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens: „Auch für den Anbau von solchen Sorten benötigt man eine behördliche Genehmigung. Die Opiate sind normalerweise im Milchsaft enthalten und dienen den Pflanzen als Schutz, zum Beispiel vor Fressfeinden.“ An verschiedenen Stellen trifft der Besucher auf Lauchpflanzen, die auch die auch in Gärten immer beliebter werden. „Wer dort Platz hat, sollte ruhig einmal eine Lauchpflanze über den Winter stehen lassen“, rät Etges, „im Folgejahr wird sie die typischen kugeligen Blütenstände ansetzen.“
In einem kleinen Teich in der Nutzpflanzenabteilung wachsen Lotosblumen mit ihren schwimmenden Blättern. Ein typischer Effekt dieser Pflanze brachte es bis zur technischen Anwendung, der gleichnamige ‚Lotoseffekt‘. Denn die Blätteroberflächen weisen eine regelmäßige Mikrostruktur auf, so dass Wasser nur eine sehr geringe Auflagefläche hat und einfach von den Blättern abfließt. Dabei reißt das Wasser auch Schmutzpartikel mit und reinigt die Blätter. Eine solche Oberflächenrauigkeit – realisiert durch spezielle Farben – schützt auch technische Oberflächen vor Verschmutzungen.
„Sehr gefreut haben wir uns über eine botanische Rarität, die sich Anfang Juni selbst ausgesät hat“, berichtet Etges. Es handelt sich um eine seltene heimische Orchidee, den Bienen-Ragwurz. „Solche Pflanzen auszusähen ist sehr schwierig, denn jede Orchidee braucht einen ganz spezifischen Bodenpilz, mit dem sie in Symbiose lebt. An dem Standort, an dem die Bienen-Ragwurz aufgegangen ist, muss diese Konstellation zufällig gepasst haben.“
Wer beim Sommerrundgang die Augen offenhält, der wird auch eine Reihe von tierischen Bewohnern des Botanischen Gartens finden. Etges: „Ein Besucher hat vor Jahren einmal Rotwangen-Schildkröten bei der Eiablage beobachtet. Mit etwas Glück kann man am Teich bei den Konifereninseln auch den leuchtend blauen Eisvogel beim Fischen ‚erwischen‘.“